Dissertationen
Permanent URI for this collectionhttps://hdl.handle.net/21.11106/478
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Item Wege aus der Radikalisierung(Universität Vechta, 2025-04-03) Bösing, Eike; Stein, Margit Prof.in Dr.in; Kiefer, Michael Prof. Dr.Radikalisierung und Extremismus, insbesondere im Bereich des Islamismus, stellen komplexe gesellschaftliche Herausforderungen dar. Zur Bearbeitung dessen hat sich in Deutschland eine breite Präventions- und Interventionslandschaft etabliert. In dieser sind verschiedene Organisationen und Fachkräfte mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen tätig. Trotz der wachsenden Bedeutung des Handlungsfeldes existieren bislang nur vereinzelte und oftmals auf Teilbereiche fokussierte Analysen der Handlungspraxis. Die vorliegende Arbeit greift dieses Desiderat auf, indem sie die professionelle Begleitung verschiedener Abwendungsprozesse im Bereich Islamismus untersucht. Der Schwerpunkt des Erkenntnisinteresses liegt auf der Konstituierung und Ausgestaltung der Handlungspraxis. Die forschungsleitenden Fragen lauten: [1] Wie ist die Abwendungsbegleitung gestaltet und wie wird sie auf verschiedenen Präventionsebenen umgesetzt? [2] Wie konstituiert sich die Handlungspraxis der Fachkräfte, welche (pädagogischen) Handlungslogiken lassen sich feststellen und wie gehen sie in Interaktion mit der Klientel? [3] Inwiefern spielen strukturelle Bedingungen und Sozialisationsinstanzen eine Rolle in den Abwendungsprozessen und der Abwendungsbegleitung? Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden zwei qualitative Interviewstudien mit Fachkräften der sekundären und tertiären Radikalisierungsprävention, beziehungsweise der Deradikalisierungsarbeit durchgeführt (n=25 und n=9). Die Daten wurden qualitativ-inhaltsanalytisch und dokumentarisch ausgewertet. Im ersten Teil der Beiträge wird auf Basis der Expert*inneninterviews das Deutungs- und Erfahrungswissen der Befragten analysiert und deren Wissensbestände zur professionellen Begleitung von Abwendungsprozessen erarbeitet. Teil II umfasst eine in sich geschlossene Analyse in drei Beiträgen. Auf Grundlage der einzelfallorientierten Interviews werden übergreifende habitualisierte Handlungslogiken rekonstruiert. In der beitragsübergreifenden Diskussion werden die Ergebnisse schließlich zusammengeführt. Dabei geht es zunächst um die Konstruktion von Radikalisierung als soziales Problem, wobei identifizierte Tendenzen zur Normalisierung und Individualisierung erörtert werden. Daran anknüpfend werden Aspekte der Institutionalisierung von Abwendungsbegleitung diskutiert. Es wird aufgezeigt, inwiefern organisational determinierte diskursive Rahmungen und handlungsleitende Orientierungen von Fachkräften in einem Spannungsverhältnis stehen. Insgesamt wird deutlich, dass die Abwendungsbegleitung durch regulierte und institutionalisierte sowie konkurrierende Praktiken geprägt ist, wobei teils gegensätzliche Normen und Ordnungssysteme ausgehandelt werden. Anschließend werden Wirkungserwartungen in der Abwendungsbegleitung systematisiert und theoretisch fundiert sowie Entwicklungsperspektiven des Handlungsfeldes erarbeitet. Insgesamt wird für eine systematische und dezidierte Anbindung der Abwendungsbegleitung an die Soziale Arbeit und eine Stärkung normativ-ethischer Grundlagen argumentiert.Item Discipline and reason: the theory of discipline in Kant's practical philosophy(Universität Vechta, 2025-02-13) Marques, Lorenna; Merle, Jean-Christophe Prof. Dr.; Klein, Joel Thiago Prof. Dr.The main objective of this thesis is to reconstruct the theory of discipline within Kant's philosophical system and to analyse its relationship with the concept of autonomy. In contemporary philosophical discourse, the concept of discipline is regarded as a pivotal parameter for the analysis of subjectivity. Nevertheless, numerous philosophers regard the notion of discipline as a source of concern, on the grounds that it impedes the practice of autonomy. In order to demonstrate the compatibility and interrelatedness of discipline and autonomy, the initial chapter proposes an examination of two perspectives that diverge from Kant's, namely those of Hannah Arendt and Michel Foucault. The significance of this initial exploratory phase lies in its focus on the practical-political dimension of the thesis. To examine the relationship between autonomy and discipline, two conceptual frameworks are presented that illustrate instances of disciplinary abuse and its incompatibility with autonomy. The second chapter presents the concept of discipline as found in Kant's philosophy. It aims to reconstruct the theory of discipline and demonstrate its categorisation and functions. In particular, it examines the types of disciplines (theoretical, practical and pragmatic) and their action (internal and external) on the agent. The third chapter has two principal aims: (i) to demonstrate the implementation of Kant's theory of discipline in his practical philosophy, encompassing its various domains (anthropological, moral, political, pedagogical and legal); and (ii) to evaluate the perspectives on discipline presented in this thesis, illustrating how Kant's theory of discipline can address the concerns raised by Arendt and Foucault in their accounts of disciplinary power and absolute obedience. In other words, it compares and demonstrates the importance of the theory of discipline for Kant's normative theory, not only within its own system, but also as a consistent alternative to the problems that plague contemporary democracies.Item Bildung für nachhaltige Entwicklung: Verständnisse Lehrender in der Lehramtsbildung(Universität Vechta, 2025) Goller, Antje; Rieckmann, Marco Prof. Dr.; Markert, Jana Prof. Dr.; Fischer, Daniel Prof. Dr.Für nachhaltige Entwicklung sind Lehrkräfte entscheidende gesellschaftliche Multiplikator:innen. Ab der ersten Phase der Lehramtsbildung sollen sie auf diese Rolle vorbereitet werden. Bei der Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in hochschulischen Curricula kommt der hochschulischen Lehramtsbildung und somit auch den Lehrenden in der hochschulischen Lehramtsbildung also eine entscheidende Bedeutung zu. In der Forschung zur Lehramtsbildung für nachhaltige Entwicklung sind fünf Cluster zu erkennen. Diese sind (I) die Gestaltung von Lernumgebungen, (II) Lernendenmerkmale, (III) die Messung von Lernergebnissen, (IV) die Förderung von System- bzw. Strukturwandel sowie (V) die Entwicklung von Visionen für das Feld. Unter (II) Lernendenmerkmalen kann hier auch die Forschung zu Lehramtsbildner:innen gefasst werden, da diese sowohl die Rolle der Lehrenden als auch der Lernenden (im Sinne einer andauernden Professionalisierung) einnehmen. Um eine Implementierung von BNE in der Lehramtsbildung weiter umzusetzen, sind der Aufbau förderlicher und der Abbau hemmender institutioneller und individueller Faktoren notwendige Bedingungen. Die vorliegende Arbeit setzt auf der individuellen Ebene der Lehramtsbildner:innen an. Um passende Maßnahmen ergreifen zu können gilt es, diese Gruppe besser zu verstehen. Hier sind vor allem ihr subjektives Verständnis von und ihre Perspektiven auf Nachhaltigkeit und BNE relevant. Entsprechend lautet die übergreifende Forschungsfrage dieser Arbeit „Welches Verständnis haben Lehrende in der Lehramtsbildung von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)?“, welche im Rahmen der kumulativen Dissertation in vier Artikeln bearbeitet wurde. Zunächst wurde im Rahmen eines Systematic Literature Review der Forschungsstand zu BNE-Verständnissen Lehrender in der Lehramtsbildung bibliographisch und inhaltsanalytisch erschlossen (Artikel 1). Darauf aufbauend wurden zwei Studien zur Erhebung Subjektiver Theorien Lehrender in der Lehramtsbildung durchgeführt. Beide Studien wurden je zu Beginn eines konkreten BNE-Implementierungsprozesses an einem Lehrstuhl (Universität Leipzig, Artikel 2) bzw. Institut (Universität Augsburg, Artikel 3) umgesetzt. An der Universität Leipzig wurde der Implementierungsprozess zudem durch die Doktorandin koordiniert und der Projektbeginn (Bestandsaufnahme) analytisch autoethnographisch reflektiert (Artikel 4). In der übergreifenden Diskussion werden Thesen gebildet, welche zentrale Ergebnisse kondensieren: Für Lehrende in der Lehramtsbildung deutet sich ein eher instrumentelles BNE-Verständnis an, das in Bezug auf mögliche Herausforderungen einer BNE-Implementierung im Hochschulkontext diskutiert wird. Überdies wird eine Prägung des BNE-Verständnisses und der je eingenommenen Rollen in der Lehre durch institutionelle Rahmenbedingungen sowie die disziplinäre Verortung der Lehrenden angenommen. Zuletzt wird das Spannungsfeld zwischen den überwiegend positiven Haltungen gegenüber BNE und einer eher vereinzelten Umsetzung und Implementierung diskutiert. Die Ergebnisse tragen dazu bei, die Gruppe der Lehrenden in der Lehramtsbildung besser kennenzulernen. Auf Basis der Ergebnisse können sie als entscheidende Akteur:innen in Lehre und Lehrentwicklung mit ihren spezifischen Eigenschaften besser eingebunden und konkreter unterstützt werden.Item What drives the Ship: The Human Element(Universität Vechta, 2024-11) Woltron, Barbara; Onnen, Corinna, Prof.in Dr.in; Bentin, Marcus, Prof. Dr.Seafarers are considered to be essential “key workers” (International Maritime Organization, 2020b) in the maritime transport and global trade network, facilitating the prosperity of society (International Maritime Organization, 2022). The ability of the human element to develop and apply the necessary "skills, education and training", is understood as the crucial element in the safe operation of ships and the protection of the marine environment (International Maritime Organization, 2022). This study focuses on the human element within academic nautical education, aiming at a systematic approach to contextualise education and the application and transfer of knowledge to the safe operation of ships. For the empirical approach, qualitative interviews were conducted with maritime experts to explore the causes of human behaviour and to identify the competencies considered essential for a seafarer, now and in the future. Based on the findings, recommendations were made for methods of effective knowledge transfer to be integrated into the existing curriculum of higher education in nautical science.. This approach explores a reciprocal revelation of an extensive literature review and the application of the qualitative research, providing aspects within the global industry and the application to the educational scheme, advocating the promotion of the transfer knowledge in a contextual view. Variables such as individual aspects of learning, the accelerating impact of technological advances, economic constraints, cultural perceptions and the educator - student relationship were identified as significant factors to consider. A potential solution is proposed in the form of an integrated learning journey, which cultivates a comprehensive understanding of individual career motivations and reinforces individual strengths and skills. This recommendation advocates a lifelong learning perspective and a collaborative approach to the educational context with the wider maritime industry.Item „Das muss ja noch keine Benachteiligung sein“ Geschlechterwissen als Grundlage strukturwirksamen Gleichstellungswirkens(Universität Vechta, 2024-10-24) Dunker, Aenne Dr.; Onnen, Corinna Prof.in Dr.in; O'Shea, Miriam Prof. Dr.Strukturwirksames Gleichstellungswirken wird als Möglichkeit, Bedingungen künftigen Handelns dahingehend zu gestalten, dass Benachteiligungen (aufgrund des Geschlechts) weniger wahrscheinlich sind, gesehen. Diese Arbeit setzt sich mit der Frage, wie (hochschulisches) Gleichstellungswirken gestaltet werden muss, um strukturwirksam zu sein, auseinander und expliziert dies anhand eines Konzeptes für ein Gleichstellungscontrolling für eine kleine, naturwissenschaftlich-technisch geprägte Hochschule. Ausgehend von der strukturfunktionalistischen Annahme, dass Strukturen sowohl Handlungsbedingung- als auch Resultat sind, wird das Handeln der Akteur*innen als Ansatzpunkt für Strukturwandel identifiziert. Handlungsgrundlage ist, in wissenssoziologischer Tradition, wiederum das Wissen der Akteur*innen, in diesem speziellen Kontext ihr Geschlechterwissen. Strukturwirksames Gleichstellungswirken muss, den theoretischen Annahmen folgend, entsprechend Geschlechterwissensarbeit sein. Um Gleichstellungsmaßnahmen, die der Wissensvermittlung und -reflexion dienen, anschlussfähig gestalten zu können, erfolgt eine methodentriangulierte Erhebung des Geschlechterwissens der Angehörigen der Fallhochschule. Hierfür werden, mit dem Ziel komplementärer Ergebnisse, eine standardisierte Onlineerhebung und episodische Interviews realisiert. Während die quantitativen Daten deskriptiv sowie clusteranalytisch ausgewertet werden, folgt auf eine inhaltlich-strukturierende Inhaltsanalyse der qualitativen Daten eine Typenbildung. Auf Basis der Empirie wird ein Konzept für ein Gleichstellungscontrolling, das als Instrument der Wissensvermittlung und -reflexion wirken kann, entwickelt. Dieses orientiert sich in seiner Methodik an Ansätzen des transformativen (organisationalen) Lernens, wodurch es möglich sein soll, dass individuelle Lernprozesse der Hochschulangehörigen auf lange Sicht dahingehend wirken, dass die Strukturen der Organisation sich wandeln, sodass das Controlling als strukturwirksames Gleichstellungswirken gelten kann.Item Radical Innovations in the Food Industry: Investigating Perceptions and Acceptance of Cultured Meat(Universität Vechta, 2024) Burdorf, Katharina; Lin-Hi, Nick, Prof. Dr.; Eisenkopf, Gerald, Prof. Dr.The modern food system, particularly the production of animal-based foods like meat, imposes a significant ecological burden that contradicts the goals of sustainable development. Despite widespread scientific consensus on the necessity of reducing animal-based food consumption to mitigate the environmental impact of the food system, the negative consequences are expected to be exacerbated by factors such as population growth and rising affluence. A potential paradigm shift toward a more sustainable food system could be realized through cultured meat, a radical innovation produced in vitro using tissue-engineering techniques. This method decouples meat production from traditional livestock farming and holds the potential to transform the meat industry. However, the successful adoption of cultured meat is contingent on consumer acceptance, a critical yet complex challenge given the inherent uncertainty and novelty associated with radical innovations. Research has identified numerous drivers and barriers to the consumer acceptance of cultured meat, emphasizing its multidimensional nature. This dissertation, comprising four articles and an edited volume contribution, investigates the factors influencing consumer acceptance of cultured meat, incorporating organizational factors and stakeholder perspectives. The research aims to provide new insights into consumer perceptions and acceptance, offering strategic implications for the successful market introduction of cultured meat within the food industry.Item Einfluss digitaler Plattformen auf die Pflegequalität in ländlichen Räumen(Universität Vechta, 2024) Saße, Martina; Fachinger, Uwe Prof. Dr.; Born, Karl Martin apl. Prof. Dr.Der Einsatz digitaler Plattformen im Pflegesektor könnte die Pflegequalität in ländlichen Räumen durch Neuorganisation von Ressourcen beeinflussen. Es stellt sich die Frage, welchen Einfluss digitale Plattformen auf die Pflegequalität in ländlichen Räumen aufweist. Eine ausführliche Literaturrecherche zeigte, dass der Kenntnisstand lückenhaft ist. Anhand einer Szenarienanalyse und basierend auf Literaturrecherche und qualitativen Experteninterviews mit einer abschließenden validierenden Befragung leistet die vorliegende Arbeit einen Beitrag, die Forschungslücke in Bezug auf den Einfluss digitaler Plattformen auf die Pflegequalität in ländlichen Räumen zu reduzieren, und zeigt den Rahmen auf, in dem sich Entwicklungen vollziehen könnten. Es werden zum einen Wege aufgezeigt, die Entwicklung im positiven Sinne zu gestalten, und zum anderen Möglichkeiten dargestellt, Barrieren zu vermeiden und Fehlentwicklungen entgegenzuwirken. Das mit der Implementierung digitaler Plattformen verbundene Optimierungspotenzial im Best- Case-Szenario liegt insbesondere in der Vernetzung einzelner Akteure und den von ihnen anhängenden Systemen und Organisationen. Auch eine Effizienzsteigerung in den Prozessen ist denkbar. Im Worst-Case-Szenario könnte die Gefahr der Monopolbildung sowie die Möglichkeit des Ausschlusses von Menschen mit Pflegebedürftigkeit beispielsweise durch fehlende digitale Zugänge bestehen. Die Erstellung von Szenarien zum Einfluss digitaler Plattformen im Kontext von Pflegequalität und ländlichen Räumen kann aufgrund der Komplexität und der hohen Innovationsbereitschaft von digitalen Entwicklungen herausfordernd sein. Kontextfaktoren wie spezifische gesetzliche Rahmung oder digitale Infrastruktur, aber auch Lerneffekte bei den Anwendenden müssen im weiteren Bewertungsprozess berücksichtigt werden. Die Auseinandersetzung mit den erstellten Szenarien ermöglicht die Diskussion von denkbaren Prozessen und bietet die Option, Vorbereitungen zu treffen und die Entwicklung von digitalen Plattformen bewusst zu lenken.Item Skalenprobleme. Eine Untersuchung von Praktiken der Vermittlung zwischen individueller und kollektiver Wirkebene im Kontext des Anthropozän-Konzepts(Universität Vechta, 2024-09-11) Hüpkes, Philip; Dürbeck, Gabriele Prof. Dr.; Doll, Martin Prof. Dr.; Rieckmann, Marco Prof. Dr.Das Anthropozän-Konzept setzt die menschliche Spezies als Kollektivsubjekt und Protagonistin in das semantische Zentrum einer ganzen geologischen Epoche. Es postuliert einen ‚menschlichen‘ – d.h. auf die menschliche ‚Spezies‘ bezogenen – Maßstab als Ausgangspunkt wissenschaftlicher Erklärungsansätze für geologische, biochemische und klimatische Veränderungsprozesse. Damit eröffnet das Anthropozän-Konzept eine systematische geo- und erdsystemwissenschaftliche Analyse der menschlichen Einwirkung auf unterschiedliche, miteinander zusammenhängende Teilsysteme und Phänomene des Erdsystems. Es wirft aber auch die Frage auf, in welcher Weise sich die abstrakte, nur vermittels epistemisch-technischer Verfahren zugängliche Wirkebene eines kollektiven Speziessubjekts zu der Wirk- und Erfahrungsebene von menschlichen Individuen verhält. Denn mit der Priorisierung auf die kumulierten Effekte menschlicher Handlungen richtet das Anthropozän-Konzept zugleich ein implizites Appell an jede und jeden Einzelnen, sich der eigenen Verantwortung vor der Folie immenser Größenordnungen bewusst zu werden. Damit rücken Fragen der Vorstellbarkeit, Intelligibilität und sinnlichen Erfahrbarkeit der kumulativen Wirkebene in den Vordergrund, und somit der Aspekt ihrer Vermittlung. Die Ausgangshypothese dieser Dissertationsschrift besagt, dass sich jeder Versuch der Vermittlung einem Problem stellen muss, dass sich als ‚Skalenproblem‘ fassen lässt. Die Involvierung der menschlichen Spezies in ‚anthropozäne‘ Phänomene lässt fundamental unterschiedliche Maßstäbe ineinander kollabieren: planetare Veränderungen, deren Beobachtung in den Kompetenzbereich erd- und geowissenschaftlicher Forschung fallen und die demnach erst vermittels technischer, medialer und epistemischer Verfahren erschließbar werden, halten Einzug in die Lebensrealität von Individuen, ebenso wie umgekehrt die Handlungen von Menschen Einfluss auf die Beschaffenheit und Funktionalität planetarer Prozesse nehmen. Der Begriff des Skalenproblems zielt darauf ab, die Ausprägungen und Effekte, die sich aus dem Aufeinanderprallen und Konvergieren scheinbar inkommensurabler Maßstäbe ergeben, als eine Herausforderung für die menschlichen Sinne und die Vorstellungskraft zu fassen. Das Ziel der Dissertationsschrift besteht darin, in der Untersuchung exemplarischer literarischer, ästhetisch-künstlerischer, epistemisch-wissenschaftlicher und technologischer Praktiken Skalenprobleme freizulegen und darin affirmativ gewendete Artikulationen der Rückkopplung großskaliger ‚anthropozäner‘ Phänomene an einen menschlichen Individualmaßstab zu identifizieren. Dabei wird darauf abgestellt, das Anthropozän affirmativ als ein an die sinnliche Wahrnehmung und Vorstellungskraft anschlussfähiges Konzept zu fassen – und folglich als eine Möglichkeit, das komplexe geo- und erdsystemwissenschaftliche Fundament der fachlichen Debatten über anthropogene Einflussfaktoren in einen Dialog mit kulturellen, politischen und öffentlichen Diskursen über Individualverantwortung in Anbetracht einer sich verändernden Welt zu bringen.Item Individual Behavior and Sustainability Transitions: Managing Uncertainty for Innovation and Resilience(Universität Vechta, 2024) Haensse, Luca; Lin-Hi, Nick, Prof. Dr.; Eisenkopf, Gerald, Prof. Dr.The pursuit of sustainability is tied to large-scale change processes or transitions occurring within societal, ecological, and technological spheres. Innovation and resilience-centered approaches have emerged as important frameworks for analyzing sustainability transitions. While research on sustainability transitions often places innovation and resilience in the context systemic change, there is less understanding of how individuals contribute to these change processes. This is despite the potential of individuals to act as facilitators or inhibitors of change. Given that sustainability transitions introduce significant uncertainty, examining how individuals experience and manage uncertainty can provide important insights into their engagement in sustainability transitions. The four articles comprising this dissertation underscore the importance of an uncertainty management perspective in understanding individual intentions and behaviors related to innovation and resilience. This research aims to inform both research and policy in developing individual-centered approaches toward sustainability.Item Machtfragen der digitalen Transformation - Eine multirationale Perspektive auf die betriebliche Mitbestimmung im Spannungsfeld der Digitalisierung und digitalen Transformation(Universität Vechta, 2024-06) Leißing, Eva Maria; Schank, Christoph Prof. Dr.; Rüegg-Stürm, Johannes Prof. Dr.Digitalisierung und digitale Transformation greifen in die unternehmerischen Wertschöpfungsprozesse ein und gehen mit tiefgreifenden organisationalen Veränderungen einher. Dies umfasst auch die Strukturen, Inhalte, Arbeitsweisen und Aushandlungsprozesse zwischen den Gremien der betrieblichen Mitbestimmung und der Unternehmensvertretung. Daraus abgeleitet beleuchtet diese Dissertation (1) welche Veränderungspotenziale und Auswirkungen, mit Digitalisierung und digitaler Transformation, für die betriebliche Mitbestimmung einhergehen und (2) wie multiple Rationalitäten in neuen Verhandlungsformaten zwischen Unternehmensvertretung und betrieblicher Mitbestimmung adressiert werden. Die Beantwortung der Fragestellungen fußt sowohl auf theoretischen Diskussionen und Modellierungen als auch auf qualitativen, empirischen Untersuchungen von Textdokumenten, sowie 30 teilstrukturierten Leitfadeninterviews. Daraus geht hervor, dass die betriebliche Mitbestimmung für die aktive Gestaltung der digitalen Transformation einen planvollen Veränderungsprozess verfolgen sollte, um den inhaltlichen, strukturellen und ethischen Regelungsbedarfen – für die Arbeitnehmenden und die eigenen Gremien – systematisch zu begegnen. Damit verbunden sind umfassende Qualifizierungen der Betriebsräte, sowie die Reflexion der eigenen Rolle und der veränderlichen Bedürfnisse der Arbeitnehmenden. Um die Herausforderungen der digitalen Transformation zu regulieren, zeigen sich neue Aushandlungsformate, die sog. Zukunftsvereinbarungen. Diese Vereinbarungen werden in einer multirationalen Sinngemeinschaft von den Akteuren der betrieblichen Mitbestimmung und der Unternehmensvertretung verhandelt. Eine Sinngemeinschaft ist als besonders etablierter Aushandlungsort mit gemeinsamen Routinen, Werten und informellen Regeln zu verstehen, welcher zu stabilen Aushandlungsbedingungen beitragen kann. Während die Sinngemeinschaften Raum für die inhaltliche Annäherung bieten, erfolgt in der Außendarstellung eine klare Abgrenzung der Akteure. Jedoch können die Unwägbarkeiten in der Umsetzung der Zukunftsvereinbarungen auch destabilisierend auf die Sinngemeinschaften wirken.Item „Alles alleine schaffen?!“ - Individualisierte Elternschaft als ambivalenter Prozess(Universität Vechta, 2024) Lentz-Becker, Anja; Sabla-Dimitrov, Kim-Patrick, Prof. Dr.; Bräutigam, Barbara, Prof.in Dr. phil. habil.Elternschaft, ein zentrales Element von Familie, ist ein bedeutendes und vielschichtiges Thema im Fach Soziale Arbeit. Diese umfassende Studie untersucht die Frage: Wie erleben und gestalten Mütter Ein-Elternschaft? Basierend auf dreizehn biografischen Erzählungen von Müttern wurde eine Grounded Theory mit dem Phänomen der individualisierten Elternschaft entwickelt. Die Ergebnisse zeigen, dass dieser Prozess ambivalent erlebt wird und von einer Dreierbeziehung zwischen Zumutungen, Kompetenzerleben und Performanz geprägt ist. Die Studie verdeutlicht die Herausforderungen und Erfahrungen der Mütter, sowie deren vielfältigen Handlungs- und Interaktionsstrategien in den Bereichen Selbstfürsorge, Familiensorge, finanzielle Versorgung und Identitätssorge. Zusätzlich wird die Bedeutung struktureller, sozialer und individueller Bedingungen betont, die die Handlungsfähigkeit der Mütter unterschiedlich beeinflussen. Im Zuge der erzählten Anforderungen birgt die individualisierte Elternschaft sowohl Chancen als auch Risiken.Item Faust-Adaptionen des 21. Jahrhunderts. Intermediale Transformation zwischen Roman, Graphic Novel und Film(Universität Vechta, 2024) Martin, Vivian; Löffler, Jörg, Prof. Dr.Die vorliegende Studie fokussiert auf die transformativen Prozesse, denen der Faust-Stoff im 21. Jahrhundert ausgesetzt ist. In einer intermedialen Betrachtung wird dabei auf Adaptionen in Romanen, Graphic Novels und Filmen eingegangen. Dargelegt wird ein intermedialer Vergleich, um den jeweiligen Weg zur Adaption des Faust-Materials zu analysieren. Der Faust- Mythos hat eine kontinuierliche Entwicklung durchlaufen, die sich in den wechselnden gesellschaftlichen und kulturellen Kontexten widerspiegelt. Die Studie zielt darauf ab, diese Transformationen in zeitgenössischen Medien zu erkunden und zu betrachten, wie sie die epochen- übergreifenden Themen ansprechen, die im Faust-Narrativ verankert sind. Die konzeptionelle Rahmung wird aus der Intertextualitätsforschung hergeleitet, deren Implikationen für moderne Faust-Adaptionen diskutiert werden. Eine Übersicht über die Faust-Tradition bildet die Grundlage für die Analyse moderner Adaptionen. Die Studie analysiert repräsentative Romane, Graphic Novels und Filme. Dies beinhaltet eine Untersuchung thematischer Schwerpunkte wie Geschlechterrollen, berufliche Bestrebungen und die Darstellung von Wissenschaft in modernen Faust-Romanen. Die Diskussion erstreckt sich auf Graphic Novels, die die Lücke zwischen textuellen Erzählungen und filmischen Präsentationen überbrücken, und Filme, die den Einsatz moderner Technologie und globaler kultureller Einflüsse bei der Neugestaltung des Faust-Narrativs illustrieren. Darüber hinaus betrachtet die Studie die Rezeption des Faust-Narrativs in nicht-christlichen Kulturen und seinen Status als globales Thema, wobei sie die Grenzen der Konzentration ausschließlich auf westliche Interpretationen an- erkennt. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die facettenreiche und dynamische Natur des Faust- Narrativs in den zeitgenössischen Medien zu erläutern und zu erforschen, wie moderne Adaptionen die Komplexitäten des modernen Lebens widerspiegeln und darauf reagieren.Item Effects of civic engagement on mental health in age comparison(Universität Vechta, 2024) Lühr, Matthias; Pavlova, Maria, Prof. Dr.; Jugert, Philipp, Prof. Dr.Aim. It appears to be common knowledge that civic engagement yields mental health benefits for the engaged individual, particularly if older adults are civically engaged. However, although such claims are consistent with theoretical considerations, empirical support for them is rather scarce and was often based on cross-sectional data. The aim of this thesis was to investigate the mental health benefits of civic engagement and potential differentiations in the effects of civic engagement (i.e., age differences, differences among nonpolitical and political engagement) using longitudinal data and a more robust methodological approach that focuses on within-person associations. Methods. The first two studies that are part of this thesis used data from the German Socioeconomic Panel (SOEP; Study I; N = 17,720) and the British Household Panel Survey (BHPS; Study II; N = 18,550) to investigate whether there are age differences in the effects of nonpolitical and political engagement on different mental health indicators. To separate within-person from between-person association, multilevel modeling was used. Study III used a sample of retired individuals from the SOEP (N = 9,043) to investigate associations between trajectories of nonpolitical engagement and life satisfaction across the retirement transition. To do so, multivariate latent growth curve modeling was employed. Results. In Study I and Study II, there were hardly any significantly positive associations between civic engagement and mental health indicators. If positive associations could be observed, they emerged mainly for associations between nonpolitical engagement and life satisfaction among older adults. In Study III, positive associations between trajectories of nonpolitical engagement and life satisfaction were more likely observed in retirement and among retirees with a lower level of life satisfaction. Conclusions. The results suggest that civic engagement generally does not yield considerable mental health benefits. However, individuals may indeed benefit from civic engagement after retirement as it may compensate for role losses following retirement.Item Schiffssicherheit und die Einflussfaktoren durch den Human Factor unter Pandemie-Bedingungen(Universität Vechta, 2024-03-14) Schimmelpfennig, Lukas Axel; Onnen, Corinna, Prof.in Dr.in; Hesselle, Vera de, Prof.in Dr.inDie Corona Pandemie ist allgemeinhin mit einschneidenden Erlebnissen verbunden gewesen. Die vorliegende Arbeit beforscht diese Einwirkungen im Kontext der internationalen Schifffahrt, welche als Hochrisikoindustrie hinsichtlich der Lebens- und Arbeitsbedingungen per se vulnerabel ist. Hinzu kommen die besonderen Herausforderungen wie der Distanz zur Zivilisation und die langen Intervalle der Besatzungsmitglieder an Bord, welche die Seefahrt kennzeichnen. Daher ist die Evaluation der menschlichen Leistungsfähigkeit im soziotechnischen System des Schiffsbetriebes von großer Bedeutung. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Einfluss der Pandemie auf den menschlichen Faktor und damit einhergehend auf die Sicherheit auf den Schiffen herauszuarbeiten. Hierfür wurden im Rahmen einer Sekundäranalyse die durch die Hafenstaatskontrolle erfassten Mängel in sicherheitsrelevant und den menschlichen Faktor betreffend kategorisiert und Quoten dieser gebildet, um den durch die Kontakteinschränkungen reduzierten Kontrollen gerecht zu werden. Um Messungenauigkeiten zu bestimmen und zu eliminieren, wurde zudem das Instrument der Hafenstaatskontrolle vor der Pandemie genau betrachtet. Es zeigte sich, dass es zwar keine Zunahme an Seeunfällen während der Pandemie in Deutschland gegeben hat, die Zusammensetzung der erfassten Mängel sich jedoch signifikant verändert hat. Ferner zeigte sich, dass das Organ der Hafenstaatskontrolle nicht konsistent in ihrer Qualität ist und dass bei einem verringerten Besichtigungsaufkommen eine veränderte Bewertung der Schiffe stattfindet.Item Zivilgesellschaftliches Engagement im Bereich Flucht und Asyl(Universität Vechta, 2023) Bächer, Pascal; Oelkers, Nina, Prof.in Dr.in; Richter, Martina, Prof.in Dr.inDiese Dissertation beschäftigt sich mit dem freiwilligen Engagement im Bereich Flucht und Asyl und fokussiert dessen Zusammensetzung, Herausforderungen und Merkmale, die Motive der Freiwilligen, und die Netzwerke, in denen sie sich bewegen. Darüber hinaus beschäftigt sich die Arbeit mit den Erwartungen der Freiwilligen an ihre Adressat*innen, die Dynamiken in den Beziehungen zu diesen und dabei relevant gemachte Deutungs- und Handlungsstrukturen. Als theoretischer Rahmen werden hierzu Konzepte der Reziprozität und Solidarität sowie des Paternalismus vorgestellt und das Engagement gabentheoretisch verortet. Auf Basis dieses Zugangs wird die Kategorie des ‚perfekten Flüchtlings‘ und diverse Merkmale dieses Dispositivs im Sinne Foucaults als Schlüsselthema der ethnografischen Arbeit vorgestellt. Darüber hinaus wird die Kategorie der ‚richtigen Hilfe‘ skizziert. Eingebettet werden diese Ausführungen in einige Einblicke in das gesellschaftliche Stimmungsbild, medialen Debatten und den Diskurs um Geflüchtete und ihre Unterstützer*innen vor dem Hintergrund der Migrationsbewegungen der letzten Jahre. Zudem wird die Lebenssituation geflüchteter Menschen (im ländlichen Raum) beleuchtet, nachdem diese die alltägliche Praxis des Engagements maßgeblich determiniert. Dabei trägt die Arbeit gerade durch die provokante Kategorie des ‚perfekten Flüchtlings‘ und der Skizze der ‚richtigen Hilfe‘ als Reflexionsfolie zum weiteren Diskurs um die Wahrnehmung geflüchteter Menschen und die Rolle freiwillig Tätiger bei der (Re-)Produktion von Hierarchisierungs- und Ungleichheitsprozessen bei. Auf dieser Basis verfolgt sie außerdem das Ziel, die Praxis der (gemeinwesenorientierten) Sozialen Arbeit zu bereichern und strukturelle Voraussetzungen für ihr Gelingen zu beschreiben. Die Erkenntnisse beruhen auf einem ethnografischen Zugang, der sich durch seine Breite unter Berücksichtigung diverser Perspektiven auszeichnet. Neben Feldaufenthalten in Gemeinschaftsunterkünften für geflüchtete Menschen und Interviews mit Geflüchteten, Freiwilligen und Professionellen (Sozialer Arbeit) spielt dabei auch die Reflexion eigener Engagementerfahrungen des Autors in diesem Feld eine wichtige Rolle.Item Toward Sustainable Development: Micro-Level Explorations in Management Research(Universität Vechta, 2023) Hollands, Lisa; Lin-Hi, Nick Prof. Dr.; Mertins, Vanessa Prof. Dr.The pursuit of sustainable development is a pressing challenge for today’s global society. Despite broad academic consensus on the need to transition towards more sustainable and resilient pathways, in practice shortcomings in the implementation and management of sustainability remain. The scientific discourse on sustainability management extends over various domains and perspectives, with a predominant focus on the macro- and meso-level of analysis. In contrast the micro-level literature on sustainability management is comparatively limited but growing, with the potential to deepen and broaden the understanding of sustainability. Within the micro-level research stream, scholars have pointed to promising avenues such as emphasizing more social elements and well-being, taking a glance across borders, exploiting the methodological toolbox and leveling up while investigating the micro-level. Collectively, the four articles advance on these avenues and address a wide range of sustainability management questions, contexts and stakeholders. In doing so, the present dissertation aims to contribute to a more comprehensive understanding of the complexities of sustainability phenomena through a socio-psychological lens and a focus on the individual.Item Chancen und Herausforderungen von (Berufs-)Schüler*innen mit Flucht- und Migrationserfahrung in der Berufsorientierung und dualen Berufsausbildung – Implikationen für die (Sozial-)Pädagogik im Kontext aktueller Transformationskontexte(Universität Vechta, 2023-07-14) Rusert, Kirsten; Stein, Margit; Wernke, StephanDer Weg in die Ausbildung für junge Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung weist besondere Barrieren und Hürden auf (vgl. BIBB 2022). Perspektiven der Betroffenen insbesondere im ländlichen Raum wurden jedoch bisher kaum in den Blick genommen (Stein/Scherak/Lindau-Bank 2018; Söhn/Marquardsen 2017: 35). Mit dieser Arbeit wird dieses Desiderat aufgegriffen, indem junge Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung im ländlichen Raum nach ihren Erfahrungen, Wünschen und Erwartungen in ihren Übergängen von der Schule in den Beruf befragt wurden. Mit dem Fokus auf die Bildungs(un)gerechtigkeit wurde somit ihre subjektive Sicht auf Berufswahl und Ausbildung sowie deren lebensweltliche Einbettung analysiert. Zudem wurden Barrieren für Bildung und Inklusion identifiziert und der Umgang der befragten Auszubildenden mit ihnen untersucht. Insofern wurden auch persönliche und institutionelle Ressourcen betrachtet. Dabei wurde ein innovatives Forschungsdesign gewählt, bei dem die Betroffenen nicht nur Daten für die Forschung bereitstellen, sondern ihrerseits durch ein Mentoring von Studierenden in ihrer Alltagsbewältigung unterstützt wurden. Die isolierte Betrachtung der Betroffenenperspektiven könnte ein verengtes Containerdenken erzeugen (vgl. Treibel 2009: 138), sodass zusätzlich Sichtweisen der weiteren Akteur*innen an und in der Ausbildung und Berufsorientierung, wie Ausbildungsbetrieben, Lehrkräften und Sozialpädagog*innen, einfließen. Beitrag 1 beruht auf einer Studie, bei der Eltern mit syrischem Fluchthintergrund nach ihren Erwartungen an das deutsche Schulsystem befragt wurden. Der Beitrag gibt erste Hinweise auf die Diskrepanz der Bildungsaspiration zur strukturellen Benachteiligung zugewanderter Kinder im Bildungssystem, die im Projekt weiter untersucht wurden. In Beitrag 2 wird das Forschungsdesign vorgestellt. Dabei werden Voraussetzungen für die gelungene Einbindung von Studierenden in das Dissertationsprojekt hochschuldidaktisch betrachtet. Studierende konnten ihre Einstellungen hinsichtlich eigener Vorannahmen und Vorurteile zum Abschluss des Moduls kritischer und reflektierter hinterfragen. Neben ersten Projektergebnissen aus den Interviews mit Auszubildenden mit Flucht- und Migrationserfahrung werden in den Beiträgen 3 und 4 die Vernetzung in der Region und der wechselseitige Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis dargestellt, sodass Forschung, Lehre und Third Mission gemeinsam als One Mission stattfanden. In den Beiträgen 5, 6 und 7 werden die Ergebnisse der Interviews mit Auszubildenden mit Flucht- und Migrationserfahrung hinsichtlich des Gerechtigkeitsdiskurses von Inklusion und Nachhaltigkeit sowie demokratischer Grundprinzipien bezogen auf die Berufswahl analysiert. Dazu wird das Capability-Set sowie ein Modell, das die Berufswahlprozesse mit den Zukunftswünschen der befragten Auszubildenden verbindet, entwickelt. In Beitrag 8 und 9 stehen die berufsbildenden Schulen im Fokus. Beitrag 8 fokussiert auf die sozialen Beziehungen der befragten Auszubildenden zu ihren autochthonen Mitschüler*innen, die sich eher als Hilfebeziehungen und lose Kontakte gestalten; intensivere Freundschaften entstehen eher zu anderen Zugewanderten. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelte sich nur dann, wenn Unterstützung und Hilfe auf Gegenseitigkeit beruhte. Beitrag 9 zeigt die Barrieren der Auszubildenden in der Berufsschule auf. Unterstützungsmaßnahmen seitens der Agentur für Arbeit sind integrativ gestaltet, fehlende Nachteilsausgleiche in den Prüfungsordnungen wirken exkludierend und sind damit Ausdruck eines institutionellen Rassismus in der dualen Berufs(schul)ausbildung. Beitrag 10 gibt einen Überblick zu quantitativen Studien und – daraus resultierend – zu dem Zusammenwirken von Dynamiken der Pandemie und Digitalität in der Berufsorientierung und Berufsausbildung von Jugendlichen mit Flucht- und Migrationserfahrung. An diese Befunde schließen Beitrag 11, 12 und 13 an und befassen sich mit Inklusion und Exklusion hinsichtlich digitaler Medien. Beitrag 11 zeigt auf, wie unterschiedlich virtuelle Angebote aus den Perspektiven von Sozialpädagog*innen und Klient*innen der Sozialen Arbeit bewertet werden. Beitrag 12 fokussiert auf den Prozess der Berufsorientierung. Im Beitrag wird die Brückenfunktion von (Sozial-)Pädagog*innen zur digitalen Lebens- und Medienwelt deutlich und potenzielle Fehlerquellen mit Bezug zu den Projektergebnissen dargestellt, die in Beitrag 13 mit Bezug auf die Linien der digitalen Kluft vertieft betrachtet wird. Durch die differenzierte Auswertung des komplexen empirischen Materials werden die Hintergründe zu den Benachteiligungsszenarien transparent(er). Gemeinsam mit der Diskussion der unterschiedlichen Perspektiven aus der Makroperspektive interdependenter, sich gegenseitig verstärkender sozialer Transformationsprozesse in diesem Rahmenpapier bereichert das Dissertationsprojekt den Diskurs um die Bildungs(un)gerechtigkeit in der Berufsorientierung und beruflichen Bildung junger Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung. Insbesondere werden einer einseitigen Perspektive von Arbeitsmarktintegration empirisch fundierte Erkenntnisse entgegengesetzt, die die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung zu inklusiver Berufsorientierung und Berufsbildung aufzeigen.Item (Lehrkraft-)Feedback im Klassenraum – Eine qualitative Videostudie zu Interaktionen von Lehrkräften und Schüler*innen im Mathematikunterricht vierter Grundschulklassen in Niedersachsen(Universität Vechta, 2023) Pieper, Vanessa; Bartels, Frederike, Prof. Dr.; Wendt, Heike, Prof. Dr.Die Bedeutsamkeit der Lehrperson und deren Feedback für das Lernen von Schüler*innen ist eines der zentralen Ergebnisse der Hattie-Studie (Hattie, 2014). Im Rahmen der vorliegenden kumulativen Dissertation wird mithilfe einer qualitativen Videostudie auf der Mikroebene des Unterrichts der Frage nachgegangen, wie Feedback differenziert erfasst werden kann und wie Feedbacksituationen gestaltet werden. Spezifisch interessiert, welche Formen von Rückmeldungen in der Interaktion zwischen Lehrkraft und Schüler*innen im Mathematikunterricht vierter Grundschulklassen gegeben werden. Die Wirksamkeit verschiedener Feedbackarten ist bereits weitreichend erforscht (beispielsweise Hattie & Timperley, 2007), dies wird jedoch überwiegend mit quantitativen Studien untersucht. Die tatsächliche Feedbackinteraktion ist aber von besonderer Bedeutung, da sie Aufschlüsse darüber gibt, welche Prozesse stattfinden und wie diese Interaktionssequenzen aufgebaut sind. Daher eignet sich ein qualitativer Forschungsansatz besonders, um Prozesse und Interaktionen in Feedbacksituationen zu untersuchen. Innerhalb der Arbeit liegt der Fokus auf nicht-schriftlichen Rückmeldungen zu akademischem Verhalten. Das Sozialverhalten der Schüler*innen wird indessen nicht näher betrachtet. Mithilfe von Unterrichtsvideografien werden Interaktionsprozesse und akademisches Feedback erfasst und anschließend videointeraktionsanalytisch nach Dinkelaker und Herrle (2009) segmentierungs- und sequenzanalytisch ausgewertet. Die sich hieraus ergebenden Erkenntnisse geben Aufschluss über die Zusammensetzung von tatsächlich gegebenem Lehrkraftfeedback in dyadischen und polyadischen Unterrichtssituationen. Untersucht wird, ob Feedbackmuster vorliegen und inwiefern sich bei den videografierten Lehrkräften intrapersonale Regelmäßigkeiten sowie interpersonale Gemeinsamkeiten und Unterschiede zeigen. Es wird angenommen, dass die Basisdimensionen von Unterrichtsqualität (effektive Klassenführung, kognitive Aktivierung, konstruktive Unterstützung; vgl. Klieme et al., 2001) im Lehrkraftfeedback erkennbar sind. Den Kern der Arbeit bilden drei Beiträge, die alle ein Peer-Review durchlaufen haben. Im vorliegenden Rahmenpapier werden die Ergebnisse dieser zusammenfassend präsentiert und diskutiert und weitere Ergebnisse einbezogen. Im Zuge dessen wird auch ein quantitatives Beobachtungsinstrument, das Kategoriensystem SOFI (Structured Observational Feedback Instrument) vorgestellt. Ein zentrales Ergebnis der vorliegenden Arbeit ist die per qualitativer Videointeraktionsanalyse erhaltene Identifikation des neuen I-A-A-Strukturmusters (Initiierung, Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand, Abschluss) zum Ablauf von Feedbacksituationen. Es zeigt sich in diesem Strukturmuster, dass die Feedbackinteraktion in dyadischen Situationen sowohl von der Lehrkraft als auch von den Schüler*innen initiiert werden kann. In der zweiten Phase, der Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand, werden verschiedenen Feedbackarten miteinander kombiniert. Der Abschluss der Situation unterscheidet sich bei dyadischen und polyadischen Situationen. Weiterhin ist festzuhalten, dass sich in allen analysierten Sequenzen Kombinationen von non-, para- und verbalen Elementen zeigen. Die im Rahmen der vorliegenden Arbeit gewonnenen und diskutierten Erkenntnisse der explorative Untersuchung bereichern die grundschulpädagogische Unterrichtsforschung zum Thema Feedback und geben einen Anlass für weitere Forschungsarbeiten. Limitationen und Forschungsdesiderata werden angeführt.Item International comparison of long-term intergenerational informal caregiving in ordinary and COVID-19 pandemic-stress time(Universität Vechta, 2023) Santini, Sara; Teti, Andrea, Prof. Dr.; Cavrini, Giulia, Prof. Dr.Background: Population ageing and the consequent growing up of multiple chronic diseases are increasing long-term care (LTC) demand worldwide. In Europe and beyond, regardless of the welfare regime, the bulk of care for older people is carried out by informal caregivers (ICGs), often adults and older adults. Nevertheless, recently, many studies shed light on young people playing the role of caregivers (named Adolescent Young Carers-AYCs) of frail older family members, often grandparents (GrPs). Intergenerational caregiving negative outcomes (e.g. high level of stress and poor physical health and mental well-being) can occur, especially in countries with under developed LTC systems. The COVID-19 outbreak represented a real “stress-test” for the European LTC systems, bringing to light their limits and weaknesses. The virus containment measures exacerbated the living and health conditions of ICGs and non-self-sufficient older adults by restricting the possibility of accessing many social and health services. The overall aim of this work is to deeper the characteristics of intergenerational caregiving both in ordinary circumstances and in Pandemic time, with the ambition of providing a new conceptual framework for its interpretation. Methods: Four studies were carried out between 2020 and 2022. Studies 1 and 2 report the results of a survey targeted to AYCs aged 15–17, carried out in the framework of the Me-We project “Psychosocial support for promoting mental health and well-being among young adolescent caregivers in Europe”, which received funding by the European Union’s Horizon 2020 research and innovation programe (H2020; 2018-2021) under grant agreement No. 754702. Study 1 compares a sub-sample of AYCs of GrPs to another sub-sample of AYCs of other care recipients (OCRs), e.g., parents, siblings, and friends. The analysis included a final sample of 817 AYCs. Linear or logistic regression models were built, and multivariate analyses were repeated. Study 2 considers two sub-samples of 87 AYCs living in Italy and 75 living in Slovenia. A multiple linear regression model was built for the quantitative data. Qualitative data were content analysed using an open coding process. Studies 3 and 4 report the results of an online survey reaching 2,468 European caregivers from 16 countries, carried out in Winter 2020/2021. Study 3 focused on two sub-samples of ICGs of older people with LTC needs living in Germany and Italy (149 and 173, respectively). A logistic regression analysis was performed by country to obtain an adjusted estimate of the risk of worsening caregivers’ health. Study 4 focused on 1,390 ICGs and compared the effects of the Pandemic on two sub-samples of 848 adult caregivers (ACGs) and 542 older caregivers (OCGs). The differences between the two groups were estimated using logistic regression and adjusted for all potential confounders. All analyses were repeated after propensity scores (PS). Results: Study 1: AYCs of GrPs experienced more positive caregiving outcomes than AYCs of OCRs across the six countries included in the analysis. Being female or non-binary, and having a migration background, were associated with more negative outcomes. Study 2: 80% of respondents were females and one out of three AYCs reported health problems due to their caring responsibilities. Italian respondents faced communicative and practical problems, while Slovenians experienced mainly emotional discomfort. Study 3: the risk of worsening caregivers’ health increased by more than 40% for German caregivers compared to Italian ones, despite the former receiving more formal services than the second ones. Furthermore, the overall health risks and protecting factors differed by country. Study 4: ACGs experienced more worsening physical conditions, took care of older relatives with more severe health conditions and increased the hours of care more than OCGs. Regardless of age, females were more exposed to health risk and poor quality of life than males. Also new caregivers were mainly females and their physical health and quality of life were put at risk by caregiving. Discussion: The four studies confirmed the overwhelming presence of women in formal intergenerational caregiving, underlining they are at greater health risk than males at any age and at any time. The COVID-19 outbreak has only exacerbated gender inequalities in the distribution of care tasks. The quick interruption of care services and the overall stressful situation given by the global health crisis did not allow ICGs to make a proper and timely appraisal of their situation, causing an evident deterioration in their overall health conditions. Conclusions: Results call for reforms of LTC systems across Europe boosting in-home care and providing more practical and psychological support targeted to ICGs of all ages. Moreover, further research on gender inequalities in intergenerational caregiving is recommended. The Intergenerational Caregiving Appraisal and Stress Model (ICASM), an original theoretical framework, is proposed as a possible lens to interpret the experience of today intergenerational caregiving, characterized by older care recipients with chronic diseases and multimorbidities and by women with multiple social roles.Item Können Maschinen Rechtsfälle entscheiden?(Universität Vechta, 2022-05-20) Campos Sasdelli, Diogo; Merle, Jean-Christophe, Prof. Dr.; Schmdit, Andreas, Prof. Dr.In dieser Dissertation wird die Frage untersucht, ob die Rechtsprechung – verstanden als die richterliche Tätigkeit, Rechtsurteile zu fällen – durch den Einsatz von Maschinen automatisiert werden kann. Die Arbeit besteht aus insgesamt 44 Paragrafen (0-43), wobei die Paragrafen 0-2 einer Präzisierung der Titelfrage „Können Maschinen Rechtsfälle entscheiden?“ gewidmet sind und die übrigen in drei Hauptteile gruppiert werden: 1. Normenlogik; 2. Rechtslogik. 3. Beantwortung der Frage und Schlussbemerkungen. Die Beantwortung der Titelfrage wird auf die Beantwortung zweier, präziser formulierter Fragen zurückgeführt: Der sog. Herleitungsfrage (kann die Rechtsfindung auf einen Algorithmus reduziert werden?) und der sog. Verkündungsfrage (kann die Verkündung des Ergebnisses der Rechtsfindung auf einen Algorithmus, reduziert werden?). Eine positive Antwort auf die Herleitungsfrage setzt den Aufbau eines geeigneten Kalküls der Normenlogik voraus. Dementsprechend fokussiert sich der erste Teil der Arbeit auf die Analyse der verschiedenen Ansätze zum Aufbau der Normenlogik. Im zweiten Teil der Untersuchung geht die Dissertation aufgrund der festgestellten Probleme betreffend den Aufbau der Normenlogik die Perspektive von der Logik zur Rechtstheorie bzw. zur juristischen Methodenlehre über. Im Ergebnis werden im dritten Teil der Arbeit die Herleitungs- und die Verkündungsfrage negativ beantwortet. Die negative Antwort auf die Herleitungsfrage fußt darauf, dass die im zweiten Teil der Dissertation angeführten Voraussetzungen für eine Kalkülisierbarkeit des Rechts nicht erfüllt sind. Dieses Ergebnis basiert einerseits auf der sog. ontologischen Auffassung zum Normbegriff sowie andererseits auf der festgestellten Imprädikativität der juristischen Methodenlehre. Die negative Antwort auf die Verkündungsfrage basiert wiederum auf der sog. volitiven Dimension der Rechtsprechung.