Dissertationen
Permanent URI for this collectionhttps://hdl.handle.net/21.11106/478
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Item Institutionalisierung von Nachhaltigkeitsgovernance: Wie werden Prozesse zur Etablierung nachhaltiger Hochschulen in Deutschland gestaltet?(Universität Vechta, 2025-09-22) Azab-Els, Sherif; Rieckmann, Marco Prof. Dr.; Singer-Brodowski, Mandy Prof. Dr.Die steigende Relevanz von Nachhaltigkeit, bedingt durch den Klimawandel und die damit verbundenen Herausforderungen, macht deutlich, dass Nachhaltigkeit in all ihren Dimensionen ‒ ökologisch, ökonomisch und sozial ‒ kein Thema nur für Klimaaktivist*innen ist, sondern eine globale Aufgabe für alle Akteur*innen darstellt. Insbesondere Hochschulen spielen dabei eine unabdingbare Rolle, da sie als Wissenschaftsorganisationen faktengestützte Erkenntnisse produzieren, die als Grundlage für eine Transformation hin zu Nachhaltigkeit dienen. Angesichts dessen müssen Hochschulen die Bedeutung der Nachhaltigkeit im eigenen Alltag immer mehr berücksichtigen, indem sie Elemente der Nachhaltigkeitsgovernance in ihre Strukturen verankern. Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, den aktuellen Stand der Nachhaltigkeitsgovernance an Hochschulen in Deutschland durch eine qualitative Forschung tiefgehend zu erforschen. Die Studie, die auf Interviews mit internen Stakeholdern aus verschiedenen Universitäten basiert, strebt danach, den Ist-Zustand zu erfassen. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass trotz bereits vorhandener Nachhaltigkeitsstrukturen in vielen Bereichen Defizite in der Umsetzung bestehen. Diskrepanzen in der Wahrnehmung und Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen unter-streichen die Notwendigkeit einer umfassenderen Integration von Nachhaltigkeit in alle Bereiche des Hochschulsystems. Die vorliegende Arbeit trägt durch die Bereitstellung von Einblicken in bestehende Praktiken zur Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsgovernance an Hochschulen bei.Item Revitalising Rural Areas: Churches as Cultural Hubs for Youth Engagement and Spatial Transformation(Universität Vechta, 2025-08-15) Rammelmeier, MariaYoung adults in rural areas face infrastructural deficits in mobility, culture, and social spaces, leading to the rise of self-organisedinitiatives that compensate for these gaps through voluntary engagement. Churches, as publicly accessible spaces, are increasingly repurposed as cultural venues, yet their role in youthled cultural engagement remains underexplored. This article examines the Thuringian youth initiative ‘We are saving the church in the village’ to analyse how young adults use church spaces for cultural and community projects. Using qualitative data, including interviews and network analysis, the study identifies key enabling conditions, opportunity structures, and challenges in this process. It highlights young people’s roles as initiators, creators, networkers, and bridge-builders within church-based cultural activities. A typology of cultural engagement reveals varying degrees of church affiliation, while findings underscore the importance of diverse social networks for the success and sustai ability of these initiatives.Item Zusammenhänge zwischen Kastrationsstatus und Hundeverhalten unter besonderer Berücksichtigung der Hunderasse und verschiedener Gewichtsklassen(Universität Vechta, 2025-09-04) Kolkmeyer, Carina Anna; Böggemann, Markus apl. Prof. Dr. habil.; Böer, Michael apl. Prof. Dr. med. vet.In der vorliegenden Dissertation wurde das Sozialverhalten kastrierter und intakter Rüden untersucht. Insgesamt nahmen an den vier Studien dieser kumulativen Promotion N = 640 (n = 335 intakte und 305 kastrierte) Rüden teil. Das Studiendesign bestand aus einer Online-Umfrage, die sich aus einem Anamnesebogen und dem Budapester Persönlichkeitsfragebogen (basierend auf Turcsán et al. 2011) zusammensetzte, sowie Videoanalysen. Neben dem Kastrationsstatus wurden die Rasse und die Gewichtsklasse der Hunde als Einflussgrößen mit aufgenommen. In Anlehnung an Parker et al. (2017) standen die Rassekategorien ‚Shepherds‗, ‚Terrier‗, ‚Retriever‗, ‚Jagdhunde‗, ‚Huskies‗ und ‚Bulldogs‗ im Fokus. Zudem wurden in der vierten Studie Mischlingshunde untersucht. Die erste Studie zeigte signifikant mehr Panikverhalten bei Kastraten als bei intakten Rüden (multinomiale logistische Regression, p = 0.04). Ein höheres Stresslevel bei kastrierten Rüden konnte ebenfalls in drei Publikationen vermerkt werden (multinomiale logistische Regression, p < 0,001 & p = 0,001; Randomisierungstest, p = 0,005). Durch den Vergleich der Gewichtsklassen zeigte sich, dass sehr große Hunde weniger gestresst als kleinere Hunde sind (multinomiale logistische Regression, p = 0,05). Drei Veröffentlichungen zeigten, dass kastrierte Rüden allgemein aggressiver sind (multinomiale logistische Regression, p = 0,002 & p = 0,004). Während die Kastraten der zweiten Veröffentlichung aggressiver gegenüber Menschen waren (multinomiale logistische Regression, p = 0,002), zeigte sich in der vierten Veröffentlichung mehr Aggressivität beim Spaziergang für die kastrierten Mischlingshunde (multinomiale logistische Regression, p = 0,02). Insbesondere ‚Huskies‗ waren aggressiver gegenüber Hunden im Vergleich zu den ‚Bulldogs‗ (multinomiale logistische Regression, p = 0,04). Die Persönlichkeitsfragebögen ergaben innerhalb der Mischlingshundestudie, dass alle Kastraten emotional weniger stabil (multiple ordinale Regression, p = 0,03), weniger trainierbar, weniger gesellig (jeweils multiple ordinale Regression, p < 0,001) und weniger extrovertiert (multiple ordinale Regression, p = 0,04) als die intakten Rüden waren. Aus der Videostudie ergab sich, dass die Kastraten intensiv sexuell belästigt wurden durch die intakten Hunde, das sich unter anderem durch ‚Schnüffeln an den Genitalien‗ (Randomisierungstest, p* = 0,0008, OR = 4,0) und ‚Genitalien lecken‗ (Randomisierungstest, p*=0,001) äußerte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die kastrierten Rüden signifikant von intakten Rüden unterschieden und emotional instabiler sowie aggressiver waren als die intakten. Ebenso wurden sie intensiv sexuell belästigt. Mit Hilfe dieser Datengrundlage sollen pauschale Kastrationen vermieden und individuelle Entscheidungen gestützt werden.Item Die Entwicklung des Faches Schulgartenunterricht in der SBZ und in der DDR(Universität Vechta, 2025) Walther, BeateIn der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurde erstmals in der Geschichte des deutschen Schulwesens das Fach Schulgartenunterricht curricular verortet, das im Kontext der polytechnischen Bildung und Erziehung eine wichtige Rolle spielte. Es wurde zum 1. September 1963 an allen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschulen eingeführt und bis 1988/89 weiterentwickelt. Das Ziel der vorliegenden Forschungsarbeit ist es, die Schulgartenbestrebungen, die zur Einführung und Etablierung des Faches beitrugen, mithilfe der Dokumentenanalyse zu rekonstruieren. Als Quellen dienten nicht nur Lehrpläne, Lehr- und Lernmaterialien, sondern archivalische Schriftstücke des Deutschen Pädagogischen Instituts und der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR, anhand derer die Entwicklung der Schulgartenarbeit nachgezeichnet werden konnte. Die zunächst wechselnde Verortung der Schulgartenarbeit von Beginn des Schulbetriebs 1945 bis zum Schuljahr 1962/63 in verschiedene Unterrichtsfächer war eng mit den jeweiligen wirtschaftlichen und bildungspolitischen Rahmenbedingungen in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) bzw. DDR sowie mit der Schaffung geeigneter materieller, organisatorischer und personeller Voraussetzungen verknüpft. Darüber hinaus erhielt die Arbeit im Schulgarten Unterstützung durch die Aktivitäten der Jungen Pioniere und außerschulischer Arbeitsgemeinschaften. Verschiedene Versuche dokumentieren die Bemühungen, durch die Schulgartenarbeit die Schüler im Sinne eines berufsorientierenden Unterrichts für die Landwirtschaft zu interessieren, sie an gesellschaftlich nützliche Tätigkeiten heranzuführen und bei ihnen die Liebe zur Arbeit und zur Natur zu entwickeln. Zum politischen Ende der DDR existierte ein fast flächendeckendes, funktionell gut ausgestattetes Schulgartennetz, einschließlich vielfältiger Optionen die Schulgartenarbeit ganzjährig und auch an Schulen ohne Schulgartengelände durchführen zu können, sowie bewährte Strukturen der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften. Die Forschungsergebnisse belegen, dass die Schulgartenarbeit als Bestandteil der polytechnischen Bildung und Erziehung im Gesamtsystem des Bildungswesens in der DDR nur als komplexes Konstrukt innerhalb eines Fächerkanons verstanden werden kann und aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten ist.Item Die Videosprechstunde in der medizinischen Daseinsvorsorge ländlicher Räume(Universität Vechta, 2025-08-08) Gick, Julian; Fachinger, Uwe, Prof. Dr.; Harteisen, Ulrich, Prof. Dr.In der medizinischen Daseinsvorsorge korreliert der Zugang zur ärztlichen Versorgung mit dem Vorhandensein ärztlicher Praxen in den Räumen. Diverse Prozesse führen in bestimmten ländlichen Räumen zu einer ärztlichen Unterversorgung und stellen betroffene Bevölkerungsanteile vor Herausforderungen. Vermehrt wird daher die Videosprechstunde zur Stützung der medizinischen Daseinsvorsorge angedacht. Das Verständnis, welche Determinanten auf die Nutzungsintension junger Familien hinsichtlich der Videosprechstunde wirken und welche soziodemografischen und ökonomischen Variablen diese moderieren, ist relevant für die Implementation der Videosprechstunde und für die Minderung von Segregationsphänomenen. Da junge Familien bisher unzureichend erforscht wurden, setzt die vorliegende Arbeit an diesem Forschungsdesiderat mit einem explorativ ausgestalteten Mixed-Method-Design an, um sich der Rekonstruktion einflussnehmender Determinanten auf die Nutzungsintension der Videosprechstunde anzunähern. Zentrale Erkenntnisse der Arbeit sind, dass insbesondere die Dimensionen Leistungs- und Aufwandserwartung auf die Nutzungsintension der Videosprechstunde wirken. Darin nimmt die Erwartung einer adäquaten ärztlichen Konsultation, einer zuverlässigen Diagnosestellung sowie die Gewährleistung des Datenschutzes eine gewichtige Rolle für junge Familien ein. Die Probanden vermuteten jedoch, dass diese Leistungen bei einer Videosprechstunde in einem geringen Umfang bestehen, und reagierten, insbesondere mit Kind, mit Zurückhaltung auf die Nutzung der Videosprechstunde. Ursächlich dafür könnten die geringe Beobachtbarkeit der Leistungen und der Aufwendungen der Videosprechstunde sowie das geringe Vorwissen der Probanden sein. Im Rahmen der Arbeit wurde eine Typisierung der Probanden und ihrer Nutzungsintension hinsichtlich der Videosprechstunde vorgenommen, wobei mehrheitlich der ärztliche Praxisbesuch bevorzugt wird. Die Nutzungsintension steigt jedoch vor allem mit dem Grad der Bildung sowie der Höhe des Haushaltseinkommens. In der vorliegenden Arbeit wird zu dem Ergebnis gelangt, dass die Videosprechstunde die raumgebundene medizinische Daseinsvorsorge nicht ersetzen, nach dem Minimax-Prinzip aber ergänzen kann. Dabei könnten gut versorgte zentrale Orte in eine digitale Verantwortung für ihre Verflechtungsräume gezogen werden. Diverse Rahmenbedingungen lassen ein mögliches Ansteigen der Diffusionspotenziale der Videosprechstunde künftig offen. Mit der Arbeit wurde ein Schritt in Richtung Partizipation unternommen. Durch die Identifikation der Determinanten und der Variablen der Nutzungsintension können Handlungsempfehlungen für die Praxis abgeleitet werden.Item Entwicklung und Erhalt beruflicher Handlungskompetenz bei älteren Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen durch informelles Lernen(Universität Vechta, 2025-07-10) Sander, Benedikt; Onnen, Corinna, Prof.in Dr.in habil.; Jeanrenaud, Yves, Prof. Dr. habil.Die folgende Arbeit thematisiert lebenslanges Lernen sowie die Kompetenzerweiterung und Kompetenzsicherung von älteren Erwerbspersonen. In einer qualitativ-quantitativen Studie, die ein Mixed-Methods-Verfahren (vgl. Kelle 2022: 169ff.) vorsah, wurden konkret ab 50-jährige Dipl.-Ingenieure (FH), Dipl.-Ingenieurinnen (FH), Dipl.-Sozialpädagogen (FH) und Dipl.-Sozialpädagoginnen (FH) aus dem Bundesland Bayern evaluiert, inwieweit sie diverse Dimensionen der eigenen beruflichen Handlungskompetenz (Fachkompetenz, Sozialkompetenz, Methodenkompetenz, Personalkompetenz) mittels informellen Lernens weiterentwickeln und erhalten konnten. Um jene Dimensionen auszubauen und zu sichern, nutzten die Untersuchten neben formalen und/oder non-formalen Lernen erheblich informelle Lernprozesse. Obgleich vom Arbeitsplatz der durchschnittlich höchste informelle Lernoutput ausging, profitierten ab 50-jährige Dipl.-Ingenieure (FH), Dipl.-Ingenieurinnen (FH), Dipl.-Sozialpädagogen (FH) und Dipl.-Sozialpädagoginnen (FH) diesbezüglich auch außerberuflich nicht unerheblich. Dabei büßte informelles Lernen bei ihnen über die gesamte Erwerbsphase hinweg nicht wesentlich an Relevanz ein. Dies trifft auch auf die Biographieabschnitte zu, die durch Übergänge und/oder Krisen und/oder Brüche gekennzeichnet waren. Interviewte ab 50-jährige Dipl.-Ingenieure (FH), Dipl.-Ingenieurinnen (FH), Dipl.-Sozialpädagogen (FH) und Dipl.-Sozialpädagoginnen (FH) konnten die Sozialkompetenz und die Fachkompetenz, die Personalkompetenz sowie geringfügig weniger die Methodenkompetenz durch informelles Lernen weiterentwickeln. Ähnliche Befunde brachten auch die Web-Umfragen hervor. Zudem war es den meisten interviewten und webbefragten Dipl.-Sozialpädagogen (FH), Dipl.-Ingenieure (FH), Dipl.-Sozialpädagoginnen (FH) und auch Dipl.-Ingenieurinnen (FH) ab 50 Jahre möglich, ihre Sozialkompetenz am stärksten zu erhalten, gefolgt von der fachlichen und personalen Kompetenz. In Bezug auf die Stabilisierung der Methodenkompetenz gingen die interviewten Frauen und Männern beider Berufsgruppen von einer durchschnittlich geringeren Wertigkeit informellen Lernens aus. Dies trifft im Wesentlichen auch auf die webbefragten ab 50-jährigen Dipl.-Ingenieure (FH) und Dipl.-Ingenieurinnen (FH) sowie etwas weniger auf die interviewten und onlinebefragten Dipl.-Sozialpädagogen (FH) und Dipl.-Sozialpädagoginnen (FH) ab 50 Jahre zu. Die Reflexion des auf die Genese und den Erhalt ihrer beruflichen Handlungskompetenz ausgerichteten informellen Lernens empfanden die Untersuchten als einen bedeutsamen Schritt und führten diese auch mehrheitlich durch. In Bezug darauf transferierten nahezu alle interviewten und onlinebefragten Dipl.-Ingenieure (FH), Dipl.-Ingenieurinnen (FH), Dipl.-Sozialpädagogen (FH) und Dipl.-Sozialpädagoginnen (FH) ab 50 Jahre die informell bedingte berufliche Handlungskompetenz in die eigene Praxis. Die meisten interviewten und webbefragten Dipl.-Ingenieure (FH), Dipl.-Ingenieurinnen (FH), Dipl.-Sozialpädagogen (FH) und Dipl.-Sozialpädagoginnen (FH) ab 50 Jahre räumten dem künftigen informellen Lernen bezüglich der Entwicklung bzw. dem Erhalt ihrer beruflichen Handlungskompetenz einen identisch hohen bis tendenziell leicht höheren Stellenwert ein wie dem bisherigen informellen Lernen. Der Großteil der interviewten ab 50-jährigen Dipl.-Ingenieure (FH), Dipl.-Sozialpädagoginnen (FH) und Dipl.-Ingenieurinnen (FH) sowie ein Drittel der Dipl.-Sozialpädagogen (FH) wünschte sich von ihren Arbeitgebern eine Anerkennung informellen Lernens. Bei den Onlinebefragten waren es durchschnittlich weniger Männer und Frauen aus beiden Berufsgruppen, die einen solchen Wunsch bekundeten. Von der Idee, informelles Lernen künftig durch Arbeitgeber zertifizieren zu lassen, waren hingegen nur die wenigsten interviewten und internetbefragten Dipl.-Ingenieure (FH), Dipl.-Ingenieurinnen (FH), Dipl.-Sozialpädagogen (FH) und Dipl.-Sozialpädagoginnen (FH) ab 50 Jahre angetan. Schließlich hatte nur eine Minderheit der an den Interviews sowie Online-Umfragen teilgenommenen Dipl.-Ingenieure (FH), Dipl.-Ingenieurinnen (FH), Dipl.-Sozialpädagogen (FH) und Dipl.-Sozialpädagoginnen (FH) ab 50 Jahre Interesse daran, dass das auf die Entwicklung bzw. den Erhalt beruflicher Handlungskompetenz ausgerichtete informelle Lernen unter besonderer Berücksichtigung des eigenen Alters und/oder des Geschlechts betrieblich bzw. organisatorisch gefördert bzw. anerkannt wird.Item Designarbeit in transformativen wissenschaftlichen Projekten(Universität Vechta) Schwarz, Benjamin; Park, June H. Prof. Dr.; Chow, Rosan W. Prof.in Dr.inWelche Zukünfte erwartet das Feld Designarbeit in transformativen wissenschaftlichen Projekten (TWP) im Kontext der weiter andauernden Großen Transformation? Welche Konzeptionen lassen sich hinsichtlich dieser und des Umgangs mit ihnen aus wissenschaftlicher Literatur ableiten? Inwiefern bedarf es weiterer Handlungsoptionen, nicht zuletzt hinsichtlich einer systemisch gedachten Ethik, und welche Form könnten diese annehmen? Um diese drei Kernfragen zu beantworten, wurde mit einem zentralen, sowohl betrachtende als auch involvierte Disziplinen behandelnden Literaturkorpus (N = 517) zum einen literaturbasiert interpretativ-analysierend gearbeitet und zum anderen gestalterische Synthese selber als Forschungsmethode genutzt. Vorgehen und Aufbau der Arbeit gliedern sich in die Komponenten a) methodengeleitete Projektion möglicher Zukünfte, b) Analyse zeitgemäßer Zugänge und Problemlösungsansätze und c) Synthese optimierter Ansätze. Bei der Projektion wurde sich eines von Futures Literacy Labs und kulturwissenschaftlicher Inhaltsanalyse gleichermaßen abgeleiteten, neuartigen, literaturbezogenen Verfahrens bedient, um den eigenen Reflexions- und Interpretationsraum zu erweitern und eine Vielfalt und Vielzahl an Perspektiven zu integrieren. Kernergebnisse sind 1) ein integratives Phasenmodell bezüglich TWP und Designarbeit, TWdP und 2) ein integratives Meta-Design unterstützender Projektwerkzeuge. Aus der geschilderten Vorgehensweise ergeben sich gleichzeitig Geltungsbereich, Art und Umfang der Ergebnisse: So versteht sich die vorliegende Arbeit als Meta-Design zur Verbesserung der Orientierungs- und Navigationsfähigkeit von Akteuren in TWdP und zielt auf eine bessere Befähigung zur Planung und Steuerung dieser Projekte. Mit dieser Arbeit wurde hierfür der Grundstein gelegt, indem zunächst literaturbasiert erkundet und gesammelt wurde, woraufhin mittels eines produktiven epistemischen Formats ein Impuls zur Selbst-Transformation in die Wissenschaftsgemeinschaft gegeben wurde.Item Die biographische Konstruktion der Intersektion von Alter(n) und Geschlecht und ihre Bedeutung für die offene Altenarbeit(Universität Vechta, 2025) Hiegemann, Ines; Künemund, Harald Prof. Dr.; Höppner, Grit Prof.in Dr.inGesetzesänderungen zum Geschlechtereintrag und Genderdebatten, aber auch der demographische Wandel, das Rentensystem und Altersarmut dominieren immer wieder die Berichterstattung. Alter(n) und Geschlecht scheinen dabei wiederkehrend in der breiten Öffentlichkeit von Relevanz zu sein und führen zu zahlreichen, oftmals kontroversen Debatten. Im wissenschaftlichen Diskurs sind Alter(n) und Geschlecht als relevante Merkmale längst etabliert, die Intersektion von Alter(n) und Geschlecht wurde jedoch jahrzehntelang weder in den Bereichen der Genderforschung, der Gerontologie noch der Intersektionalitätsforschung konsequent betrachtet. Mittlerweile hat diese zwar vermehrt Einzug in wissenschaftliche Diskurse gefunden, es bleiben jedoch zahlreiche Forschungslücken bestehen. Zusätzlich werden intersektionale Ansätze und Studien zu Alter(n) und Geschlecht entweder auf der Mikro- oder der Makroebene angesiedelt, eine Erforschung auf allen Ebenen findet jedoch kaum statt. Genau an dieser Stelle setzt die vorliegende Arbeit an, um die Intersektion von Alter(n) und Geschlecht aus einer biographisch-rekonstruktiven Perspektive zu beleuchten: Da sich gesellschaftliche und individuelle Ebenen in Biographien durchdringen, können durch biographische Fallrekonstruktionen sowohl die Mikro- als auch die Makroebene erforscht werden. Eine intersektionale biographisch-rekonstruktive Perspektive ermöglicht es daher, Verweise auf Geschlechterpositionen und -differenzierungen sowie Altersgrenzen und -konstruktionen auf beiden Ebenen zu erforschen. Die benannte Intersektion soll dabei im konkreten Handlungsfeld der offenen Altenarbeit betrachtet werden. Mitunter bedingt durch gestiegene Lebenserwartungen gewinnen Freizeitangebote allgemein und damit einhergehend auch Angebote der offenen Altenarbeit verstärkt an Relevanz. Hier wird die Verwobenheit von Alter(n) und Geschlecht in der Ausgestaltung der Angebote und ihrer Nutzer:innenschaft sehr deutlich, da die Angebotslandschaft der Altenarbeit klar weiblich geprägt ist. Dabei gibt es sowohl explizit geschlechtsspezifische als auch geschlechtsunspezifisch Angebote. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es folglich, erstens einen Beitrag zur konzeptionellen und methodischen Weiterentwicklung der Intersektionalitätsdebatte um eine biographisch-rekonstruktive Perspektive zu leisten. Zweitens sollen Handlungsempfehlungen für Angebote der offenen Altenarbeit abgeleitet werden. Untersucht wurden daher der Einfluss der biographischen Konstruktion der Intersektion von Alter(n) und Geschlecht auf die Nutzung von Angeboten und – anders herum betrachtet – der Einfluss solcher Angebote auf die biographische Konstruktion der Intersektion von Alter(n) und Geschlecht. Dafür wurden im Rahmen der Studie 13 biographisch-narrative Interviews mit männlichen und weiblichen Personen im höheren Lebensalter in Nordrhein-Westfalen geführt, welche Angebote der offenen Altenarbeit nutzen. Die Interviews wurden anhand der rekonstruktiven Fallanalyse nach Rosenthal (2001) ausgewertet. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass Alter(n) und Geschlecht in den Biographien der Interviewten erkennbar werden. Geschlecht ist dabei an bestimmte altersspezifische Ereignisse gekoppelt, wie beispielsweise Berufstätigkeit und Care Arbeit. Im Verlauf des Lebens jedoch scheint Geschlecht impliziter, Alter(n) hingegen direkter auf die Lebensgestaltung zu wirken, wobei besonders altersbedingte Faktoren wie Erkrankung, Mobilität und die Auseinandersetzung mit Sterblichkeit relevant werden. Im Hinblick auf den Einfluss der biographischen Konstruktion von Alter(n) und Geschlecht auf die Nutzung von Angeboten sind die Nutzungsgründe höchst individuell, wobei auch hier Alter(n) sehr direkt erkennbar wird, Geschlecht hingegen eher implizit. Insbesondere führen selbst- und fremdbestimmte Änderungen im Verlauf des Lebens (bspw. Scheidung oder Versterben von Partner:innen) zu einer (verstärkten) Nutzung von Angeboten. Die Nutzung wird weniger durch die biographische Konstruktion von Geschlecht beeinflusst, sondern ist höchst individuell und eher altersbedingt, wie beispielsweise der Wunsch nach sozialer Teilhabe, dem Erhalt der eigenen Gesundheit oder dem Erfüllen von Wünschen nach dem Renteneintritt. Geschlecht wirkt jedoch implizit, wenn zum Beispiel Angebote genutzt werden, um die seit Renteneintritt fehlenden Strukturen der Erwerbsarbeit auszugleichen, was als eher männlich konnotiert betrachtet werden kann. Umgekehrt betrachtet wirkt sich die Nutzung von Angeboten der offenen Altenarbeit nicht direkt auf die biographische Konstruktion von Geschlecht, wohl aber auf die Konstruktion von Alter(n) aus, welches hierdurch teils positiver wahr- und angenommen wird. Darüber hinaus weicht der erwartete Nutzen von Angeboten der offenen Altenarbeit, den sich die Biograph:innen erhoffen, oftmals vom tatsächlichen Nutzen bzw. vom tatsächlichen Einfluss der Nutzung auf die Biographie ab. Es werden unterschiedliche Faktoren relevant, welche seitens der Biograph:innen im Vorfeld nur teilweise angedacht waren. Insbesondere erfahren die älteren Menschen neben sozialer Teilhabe, weniger Einsamkeit, körperlicher und kognitiver Fitness ein Zugehörigkeitsgefühl, eine Struktur im Alltag sowie ein Sicherheitsgefühl durch den Kontakt zu einem professionellen Angebot der Sozialen Arbeit. Insgesamt zeigt sich, dass Geschlecht im Verlauf des Lebens im Kontext der Nutzung von Angeboten in den Hintergrund zu rücken scheint, Alter(n) hingegen dominanter wird, sodass hier zunehmend von einem undoing gender while doing age gesprochen werden kann. Durch die intersektionale biographisch-rekonstruktive Betrachtung können entsprechend angenommene Relevanzen von Differenzmerkmalen kritisch hinterfragt werden und die Intersektionalitätsdebatte mit der zeitgleichen Betrachtung von Mikro- und Makroebene bereichern. Auch das Handlungsfeld der offenen Altenarbeit kann von einer kritischen Betrachtung von Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit sowie Alter(n) profitieren und durch Biographiearbeit Angebote bedarfsgerecht gestalten.Item gutes Design(en)(Universität Vechta, 2025) Kölz, Isabella; Franken, Lina Prof. Dr.; Dietzsch, Ina Prof. Dr.Informationsdesign soll komplexe Informationen so gestalten, dass diese ‚verstehbar‘ und ‚effektiv‘ von Menschen genutzt werden können. Doch wie wird ‚zielgruppengerechtes‘ und ‚verständliches‘ Gestalten von Informationen im Feld angewandter Hochschulen gelernt und gelehrt? Wie wird ‚professionelles‘ und ‚gesellschaftsrelevantes‘ Wissen um (‚gute‘) Informationsgestaltung gegenwärtig erzeugt und ausgehandelt? Im kollaborativen Experimentieren mit Praktiken und Ansätzen des Informationsdesigns sowie ethnografischer Methoden, gehen die Akteur:innen einer Fakultät für Gestaltung und die Ethnografin Isabella Kölz dieser wissensanthropologischen Frage gemeinsam nach. Die so entstandene kumulative Dissertationsschrift „gutes Design(en)“ beleuchtet ethnografisch und mit Blick auf die Praktiken an der Fakultät das alltägliche Aushandeln eines Gestaltungsverständnisses, in dem Informationsgestaltung (unter neo-liberal kapitalistischen Bedingungen) als sozial-wirksames Werkzeug positiv (gut) auf Menschen, Welt und Gesellschaft wirken soll. Das gemeinsame Diskutieren, Schaffen und Deuten ‚guten Design(en)s‘ zwischen Studierenden, Lehrenden und Ethnografin eröffnet damit nicht nur Einblicke in die (von Ambivalenzen geprägten) Aushandlungen an der Fakultät um Informationsdesign(en) als gleichzeitigem Möglichkeitsraum sowie Dilemma. Die Studie diskutiert darüber hinaus methodisch-methodologische Fragen um forscherische Involviertheit, Nähe und Distanz sowie die großen Potenziale und gleichzeitigen Grenzen para-ethnografischen Experimentierens und Reflektierens von Wissensproduktion zwischen Akteur:innen und Ansätzen aus Anthropologien, Design, Kunst und Aktivismus.Item Weibliche Reisende im Kontext der Frauenbewegung: Zur Verknüpfung von Orient-, Okzident- und Weiblichkeitsbildern in exmplarischen Reiseberichten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts(Universität Vechta, 2025) Mohamed, Elshaimaa; Dürbeck, Gabriele Prof. Dr.; Vogel, Christine Prof. Dr.Weibliche Reisende im Kontext der Frauenbewegung: Zur Verknüpfung von Orient-, Okzident- und Weiblichkeitsbilder in repräsentativen Reiseberichten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Dissertation führt eine detaillierte Untersuchung darüber durch, wie drei orientalische und zwei europäische Schriftstellerinnen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert den Orient und Okzident in ihren Reisebeschreibungen wahrnehmen und konstruieren. Der Fokus liegt auf der Doppelperspektive der Frauen, welche sowohl den Blick des Westens als auch des Orients auf den Anderen beleuchtet. Dies führt zu einer wechselseitigen Konstruktion von Orient- und Okzidentbildern, die kulturellen Vergleiche und Kontraste verdeutlicht. Das übergeordnete Ziel dieser Forschung ist es, die Lücken in der bisherigen Forschung, insbesondere in Saids Werk, zu betonen und einen umfassenderen Blick auf die geschlechtsbezogenen Auswirkungen des Kolonialismus zu ermöglichen. Die Dissertation setzt bewusst darauf, die unterrepräsentierte Perspektive von Frauen aus dem Orient zu integrieren, um den Mangel an Forschung zur Repräsentation dieser Frauen zu überwinden. Hierbei liegt der Fokus auf der literarischen Darstellung persönlicher Erfahrungen im Harem, in der orientalischen Gesellschaft und der Repräsentation der Anderen während der Reisen. Die Autorinnen heben kulturelle Vergleiche zwischen dem Okzident und dem Orient hervor und verdeutlichen, wie Frauen aus dem Orient aufgrund tiefer verwurzelter traditioneller Geschlechterrollen und sozialer Normen verschiedene Herausforderungen während ihrer Reisen erleben. Im Fazit wird deutlich, dass die Autorinnen differenzierte Darstellungen von Okzident und Orient entwickeln, die von Faszination, Ambivalenz und kritischer Reflexion geprägt sind. Zugleich entlarven sie stereotype Vorstellungen über den Orient, insbesondere im Zusammenhang mit Harem-Darstellungen. Die Analyse trägt dazu bei, die Forschungslücken in Saids Werk zu betonen und die Vernachlässigung der Gender-Perspektive bei der Untersuchung der Erfahrungen und Darstellungen von Frauen aufzuzeigen. Insgesamt liefert die Dissertation einen Beitrag zur Emanzipation und Veränderung von Geschlechterrollen im Kontext des kolonialen Dialogs.Item Nachhaltige Geschäftsmodelle für grüne Gase: Perspektiven für Biogasanlagen(Universität Vechta, 2025) Mertins, Anica; Halberstadt, Jantje Prof. Dr.; Wawer, Tim Prof. Dr.; Bernzen, Amelie Prof. Dr.Die Biogasbranche erlebt mit dem Auslaufen der 20 Jahre im EEG geförderten Stromerzeugungsanlagen neue Herausforderungen. Das meistgenutzte Geschäftsmodell der konstanten gekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung wird ohne Förderung unter Umständen nicht mehr rentabel sein, sodass neue Geschäftsmodelle für bestehende Biogasanlagen benötigt werden. Eine Chance bietet die Aufbereitung zu grünen Gasen, insbesondere zu Biomethan oder biogenem Wasserstoff. Hierbei wird in der Regel eine Mindestmenge Biogas benötigt, um ein wirtschaftliches Geschäftsmodell umzusetzen. Eine steigende Gasmenge führt über Skaleneffekte zu sinkenden spezifischen Kosten für die Aufbereitung. Um diese Biogasmengen zu erreichen, sind Kooperation eine zunehmend diskutierte Option. Basierend auf dieser Idee wird im Rahmen der Dissertation untersucht, ob eine gemeinschaftliche Aufbereitung von Biogas zu grünen Gasen die Zukunft von Biogasanlagen ist. Durch eine systematische Literaturrecherche werden die verschiedenen technischen Nutzungspfade und die damit verbundenen Geschäftsmodelle für die Nutzung von Biogas identifiziert. Es werden drei zentrale Wege aufgezeigt, die Kraft-Wärme-Kopplung, die direkte Nutzung von Biogas und die Aufbereitung von Biogas zu einem grünen Gas. Ein zentrales Ergebnis der Literaturrecherche hat ergeben, dass sich das Forschungsinteresse zunehmend von der Kraft-Wärme-Kopplung hin zur Aufbereitung von Biogas verlagert. Die Direktnutzung findet nur spezielle Einzelfälle. Die monetäre Vorteilhaftigkeit der gemeinschaftlichen Aufbereitung von Biomethan wird anschließend durch eine Modellierung untersucht. Es wird aufgezeigt, dass eine Zusammenarbeit durch einen Zusammenschluss mehrerer Bestandsbiogasanlagen mit dem gemeinschaftlichen Betrieb einer Aufbereitungsanlage und anschließender Einspeisung des Biomethans in das Erdgasnetz zu deutlich reduzierten Gesamtkosten führt als eine einzelbetriebliche Aufbereitung. Die Aufbereitungskosten können somit durch eine Zusammenarbeit deutlich reduziert werden, was die Wirtschaftlichkeit des Geschäftsmodells verbessern kann. Die Modellierung wird ebenfalls auf die gemeinschaftliche Aufbereitung von Biogas zu biogenem Wasserstoff ausgeweitet, auch hier zeigt sich, dass die gemeinschaftliche Aufbereitung deutlich reduzierte Gesamtkosten im Vergleich zur einzelbetrieblichen Aufbereitung aufweist. Anschließend wird die Nutzungskonkurrenz zwischen Methan und Wasserstoff im bestehenden Gasnetz untersucht. Durch das geplante Ziel der Umwidmung der Gasinfrastruktur zur Verteilung von Wasserstoff, kann Biomethan langfristig nicht mehr über die Erdgasinfrastruktur verteilt werden. Die Probleme und Chancen werden aufgezeigt. Eine kurzfristige Chance für neue Geschäftsmodelle ergibt sich in Regionen, in denen bereits 2030 ein Wasserstoffnetz betrieben werden soll. Hier wird ein neues Geschäftsmodell, die Aufbereitung von Biogas zu biogenem Wasserstoff, ermöglicht. Abschließend werden die Treiber und Hemmnisse von kooperativen Geschäftsmodellen in der Biogasbranche in den verschiedenen Phasen einer Kooperation untersucht. Dies geschieht basierend auf einer Literaturrecherche und Interviews mit Biogasanlagenbetreibenden. Es konnten verschiedene Treiber, wie Synergieeffekte, wirtschaftliche Vorteile und gute Rahmenbedingungen für Kooperationen identifiziert werden. Hemmnisse sind andererseits fehlende Informationen, Kritik an der Idee der Kooperation und unsichere Marktbedingungen.Item Wege aus der Radikalisierung(Universität Vechta, 2025-04-03) Bösing, Eike; Stein, Margit Prof.in Dr.in; Kiefer, Michael Prof. Dr.Radikalisierung und Extremismus, insbesondere im Bereich des Islamismus, stellen komplexe gesellschaftliche Herausforderungen dar. Zur Bearbeitung dessen hat sich in Deutschland eine breite Präventions- und Interventionslandschaft etabliert. In dieser sind verschiedene Organisationen und Fachkräfte mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen tätig. Trotz der wachsenden Bedeutung des Handlungsfeldes existieren bislang nur vereinzelte und oftmals auf Teilbereiche fokussierte Analysen der Handlungspraxis. Die vorliegende Arbeit greift dieses Desiderat auf, indem sie die professionelle Begleitung verschiedener Abwendungsprozesse im Bereich Islamismus untersucht. Der Schwerpunkt des Erkenntnisinteresses liegt auf der Konstituierung und Ausgestaltung der Handlungspraxis. Die forschungsleitenden Fragen lauten: [1] Wie ist die Abwendungsbegleitung gestaltet und wie wird sie auf verschiedenen Präventionsebenen umgesetzt? [2] Wie konstituiert sich die Handlungspraxis der Fachkräfte, welche (pädagogischen) Handlungslogiken lassen sich feststellen und wie gehen sie in Interaktion mit der Klientel? [3] Inwiefern spielen strukturelle Bedingungen und Sozialisationsinstanzen eine Rolle in den Abwendungsprozessen und der Abwendungsbegleitung? Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden zwei qualitative Interviewstudien mit Fachkräften der sekundären und tertiären Radikalisierungsprävention, beziehungsweise der Deradikalisierungsarbeit durchgeführt (n=25 und n=9). Die Daten wurden qualitativ-inhaltsanalytisch und dokumentarisch ausgewertet. Im ersten Teil der Beiträge wird auf Basis der Expert*inneninterviews das Deutungs- und Erfahrungswissen der Befragten analysiert und deren Wissensbestände zur professionellen Begleitung von Abwendungsprozessen erarbeitet. Teil II umfasst eine in sich geschlossene Analyse in drei Beiträgen. Auf Grundlage der einzelfallorientierten Interviews werden übergreifende habitualisierte Handlungslogiken rekonstruiert. In der beitragsübergreifenden Diskussion werden die Ergebnisse schließlich zusammengeführt. Dabei geht es zunächst um die Konstruktion von Radikalisierung als soziales Problem, wobei identifizierte Tendenzen zur Normalisierung und Individualisierung erörtert werden. Daran anknüpfend werden Aspekte der Institutionalisierung von Abwendungsbegleitung diskutiert. Es wird aufgezeigt, inwiefern organisational determinierte diskursive Rahmungen und handlungsleitende Orientierungen von Fachkräften in einem Spannungsverhältnis stehen. Insgesamt wird deutlich, dass die Abwendungsbegleitung durch regulierte und institutionalisierte sowie konkurrierende Praktiken geprägt ist, wobei teils gegensätzliche Normen und Ordnungssysteme ausgehandelt werden. Anschließend werden Wirkungserwartungen in der Abwendungsbegleitung systematisiert und theoretisch fundiert sowie Entwicklungsperspektiven des Handlungsfeldes erarbeitet. Insgesamt wird für eine systematische und dezidierte Anbindung der Abwendungsbegleitung an die Soziale Arbeit und eine Stärkung normativ-ethischer Grundlagen argumentiert.Item Discipline and reason: the theory of discipline in Kant's practical philosophy(Universität Vechta, 2025-02-13) Marques, Lorenna; Merle, Jean-Christophe Prof. Dr.; Klein, Joel Thiago Prof. Dr.The main objective of this thesis is to reconstruct the theory of discipline within Kant's philosophical system and to analyse its relationship with the concept of autonomy. In contemporary philosophical discourse, the concept of discipline is regarded as a pivotal parameter for the analysis of subjectivity. Nevertheless, numerous philosophers regard the notion of discipline as a source of concern, on the grounds that it impedes the practice of autonomy. In order to demonstrate the compatibility and interrelatedness of discipline and autonomy, the initial chapter proposes an examination of two perspectives that diverge from Kant's, namely those of Hannah Arendt and Michel Foucault. The significance of this initial exploratory phase lies in its focus on the practical-political dimension of the thesis. To examine the relationship between autonomy and discipline, two conceptual frameworks are presented that illustrate instances of disciplinary abuse and its incompatibility with autonomy. The second chapter presents the concept of discipline as found in Kant's philosophy. It aims to reconstruct the theory of discipline and demonstrate its categorisation and functions. In particular, it examines the types of disciplines (theoretical, practical and pragmatic) and their action (internal and external) on the agent. The third chapter has two principal aims: (i) to demonstrate the implementation of Kant's theory of discipline in his practical philosophy, encompassing its various domains (anthropological, moral, political, pedagogical and legal); and (ii) to evaluate the perspectives on discipline presented in this thesis, illustrating how Kant's theory of discipline can address the concerns raised by Arendt and Foucault in their accounts of disciplinary power and absolute obedience. In other words, it compares and demonstrates the importance of the theory of discipline for Kant's normative theory, not only within its own system, but also as a consistent alternative to the problems that plague contemporary democracies.Item Bildung für nachhaltige Entwicklung: Verständnisse Lehrender in der Lehramtsbildung(Universität Vechta, 2025) Goller, Antje; Rieckmann, Marco Prof. Dr.; Markert, Jana Prof. Dr.; Fischer, Daniel Prof. Dr.Für nachhaltige Entwicklung sind Lehrkräfte entscheidende gesellschaftliche Multiplikator:innen. Ab der ersten Phase der Lehramtsbildung sollen sie auf diese Rolle vorbereitet werden. Bei der Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in hochschulischen Curricula kommt der hochschulischen Lehramtsbildung und somit auch den Lehrenden in der hochschulischen Lehramtsbildung also eine entscheidende Bedeutung zu. In der Forschung zur Lehramtsbildung für nachhaltige Entwicklung sind fünf Cluster zu erkennen. Diese sind (I) die Gestaltung von Lernumgebungen, (II) Lernendenmerkmale, (III) die Messung von Lernergebnissen, (IV) die Förderung von System- bzw. Strukturwandel sowie (V) die Entwicklung von Visionen für das Feld. Unter (II) Lernendenmerkmalen kann hier auch die Forschung zu Lehramtsbildner:innen gefasst werden, da diese sowohl die Rolle der Lehrenden als auch der Lernenden (im Sinne einer andauernden Professionalisierung) einnehmen. Um eine Implementierung von BNE in der Lehramtsbildung weiter umzusetzen, sind der Aufbau förderlicher und der Abbau hemmender institutioneller und individueller Faktoren notwendige Bedingungen. Die vorliegende Arbeit setzt auf der individuellen Ebene der Lehramtsbildner:innen an. Um passende Maßnahmen ergreifen zu können gilt es, diese Gruppe besser zu verstehen. Hier sind vor allem ihr subjektives Verständnis von und ihre Perspektiven auf Nachhaltigkeit und BNE relevant. Entsprechend lautet die übergreifende Forschungsfrage dieser Arbeit „Welches Verständnis haben Lehrende in der Lehramtsbildung von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)?“, welche im Rahmen der kumulativen Dissertation in vier Artikeln bearbeitet wurde. Zunächst wurde im Rahmen eines Systematic Literature Review der Forschungsstand zu BNE-Verständnissen Lehrender in der Lehramtsbildung bibliographisch und inhaltsanalytisch erschlossen (Artikel 1). Darauf aufbauend wurden zwei Studien zur Erhebung Subjektiver Theorien Lehrender in der Lehramtsbildung durchgeführt. Beide Studien wurden je zu Beginn eines konkreten BNE-Implementierungsprozesses an einem Lehrstuhl (Universität Leipzig, Artikel 2) bzw. Institut (Universität Augsburg, Artikel 3) umgesetzt. An der Universität Leipzig wurde der Implementierungsprozess zudem durch die Doktorandin koordiniert und der Projektbeginn (Bestandsaufnahme) analytisch autoethnographisch reflektiert (Artikel 4). In der übergreifenden Diskussion werden Thesen gebildet, welche zentrale Ergebnisse kondensieren: Für Lehrende in der Lehramtsbildung deutet sich ein eher instrumentelles BNE-Verständnis an, das in Bezug auf mögliche Herausforderungen einer BNE-Implementierung im Hochschulkontext diskutiert wird. Überdies wird eine Prägung des BNE-Verständnisses und der je eingenommenen Rollen in der Lehre durch institutionelle Rahmenbedingungen sowie die disziplinäre Verortung der Lehrenden angenommen. Zuletzt wird das Spannungsfeld zwischen den überwiegend positiven Haltungen gegenüber BNE und einer eher vereinzelten Umsetzung und Implementierung diskutiert. Die Ergebnisse tragen dazu bei, die Gruppe der Lehrenden in der Lehramtsbildung besser kennenzulernen. Auf Basis der Ergebnisse können sie als entscheidende Akteur:innen in Lehre und Lehrentwicklung mit ihren spezifischen Eigenschaften besser eingebunden und konkreter unterstützt werden.Item What drives the Ship: The Human Element(Universität Vechta, 2024-11) Woltron, Barbara; Onnen, Corinna, Prof.in Dr.in; Bentin, Marcus, Prof. Dr.Seafarers are considered to be essential “key workers” (International Maritime Organization, 2020b) in the maritime transport and global trade network, facilitating the prosperity of society (International Maritime Organization, 2022). The ability of the human element to develop and apply the necessary "skills, education and training", is understood as the crucial element in the safe operation of ships and the protection of the marine environment (International Maritime Organization, 2022). This study focuses on the human element within academic nautical education, aiming at a systematic approach to contextualise education and the application and transfer of knowledge to the safe operation of ships. For the empirical approach, qualitative interviews were conducted with maritime experts to explore the causes of human behaviour and to identify the competencies considered essential for a seafarer, now and in the future. Based on the findings, recommendations were made for methods of effective knowledge transfer to be integrated into the existing curriculum of higher education in nautical science.. This approach explores a reciprocal revelation of an extensive literature review and the application of the qualitative research, providing aspects within the global industry and the application to the educational scheme, advocating the promotion of the transfer knowledge in a contextual view. Variables such as individual aspects of learning, the accelerating impact of technological advances, economic constraints, cultural perceptions and the educator - student relationship were identified as significant factors to consider. A potential solution is proposed in the form of an integrated learning journey, which cultivates a comprehensive understanding of individual career motivations and reinforces individual strengths and skills. This recommendation advocates a lifelong learning perspective and a collaborative approach to the educational context with the wider maritime industry.Item „Das muss ja noch keine Benachteiligung sein“ Geschlechterwissen als Grundlage strukturwirksamen Gleichstellungswirkens(Universität Vechta, 2024-10-24) Dunker, Aenne Dr.; Onnen, Corinna Prof.in Dr.in; O'Shea, Miriam Prof. Dr.Strukturwirksames Gleichstellungswirken wird als Möglichkeit, Bedingungen künftigen Handelns dahingehend zu gestalten, dass Benachteiligungen (aufgrund des Geschlechts) weniger wahrscheinlich sind, gesehen. Diese Arbeit setzt sich mit der Frage, wie (hochschulisches) Gleichstellungswirken gestaltet werden muss, um strukturwirksam zu sein, auseinander und expliziert dies anhand eines Konzeptes für ein Gleichstellungscontrolling für eine kleine, naturwissenschaftlich-technisch geprägte Hochschule. Ausgehend von der strukturfunktionalistischen Annahme, dass Strukturen sowohl Handlungsbedingung- als auch Resultat sind, wird das Handeln der Akteur*innen als Ansatzpunkt für Strukturwandel identifiziert. Handlungsgrundlage ist, in wissenssoziologischer Tradition, wiederum das Wissen der Akteur*innen, in diesem speziellen Kontext ihr Geschlechterwissen. Strukturwirksames Gleichstellungswirken muss, den theoretischen Annahmen folgend, entsprechend Geschlechterwissensarbeit sein. Um Gleichstellungsmaßnahmen, die der Wissensvermittlung und -reflexion dienen, anschlussfähig gestalten zu können, erfolgt eine methodentriangulierte Erhebung des Geschlechterwissens der Angehörigen der Fallhochschule. Hierfür werden, mit dem Ziel komplementärer Ergebnisse, eine standardisierte Onlineerhebung und episodische Interviews realisiert. Während die quantitativen Daten deskriptiv sowie clusteranalytisch ausgewertet werden, folgt auf eine inhaltlich-strukturierende Inhaltsanalyse der qualitativen Daten eine Typenbildung. Auf Basis der Empirie wird ein Konzept für ein Gleichstellungscontrolling, das als Instrument der Wissensvermittlung und -reflexion wirken kann, entwickelt. Dieses orientiert sich in seiner Methodik an Ansätzen des transformativen (organisationalen) Lernens, wodurch es möglich sein soll, dass individuelle Lernprozesse der Hochschulangehörigen auf lange Sicht dahingehend wirken, dass die Strukturen der Organisation sich wandeln, sodass das Controlling als strukturwirksames Gleichstellungswirken gelten kann.Item Radical Innovations in the Food Industry: Investigating Perceptions and Acceptance of Cultured Meat(Universität Vechta, 2024) Burdorf, Katharina; Lin-Hi, Nick, Prof. Dr.; Eisenkopf, Gerald, Prof. Dr.The modern food system, particularly the production of animal-based foods like meat, imposes a significant ecological burden that contradicts the goals of sustainable development. Despite widespread scientific consensus on the necessity of reducing animal-based food consumption to mitigate the environmental impact of the food system, the negative consequences are expected to be exacerbated by factors such as population growth and rising affluence. A potential paradigm shift toward a more sustainable food system could be realized through cultured meat, a radical innovation produced in vitro using tissue-engineering techniques. This method decouples meat production from traditional livestock farming and holds the potential to transform the meat industry. However, the successful adoption of cultured meat is contingent on consumer acceptance, a critical yet complex challenge given the inherent uncertainty and novelty associated with radical innovations. Research has identified numerous drivers and barriers to the consumer acceptance of cultured meat, emphasizing its multidimensional nature. This dissertation, comprising four articles and an edited volume contribution, investigates the factors influencing consumer acceptance of cultured meat, incorporating organizational factors and stakeholder perspectives. The research aims to provide new insights into consumer perceptions and acceptance, offering strategic implications for the successful market introduction of cultured meat within the food industry.Item Einfluss digitaler Plattformen auf die Pflegequalität in ländlichen Räumen(Universität Vechta, 2024) Saße, Martina; Fachinger, Uwe Prof. Dr.; Born, Karl Martin apl. Prof. Dr.Der Einsatz digitaler Plattformen im Pflegesektor könnte die Pflegequalität in ländlichen Räumen durch Neuorganisation von Ressourcen beeinflussen. Es stellt sich die Frage, welchen Einfluss digitale Plattformen auf die Pflegequalität in ländlichen Räumen aufweist. Eine ausführliche Literaturrecherche zeigte, dass der Kenntnisstand lückenhaft ist. Anhand einer Szenarienanalyse und basierend auf Literaturrecherche und qualitativen Experteninterviews mit einer abschließenden validierenden Befragung leistet die vorliegende Arbeit einen Beitrag, die Forschungslücke in Bezug auf den Einfluss digitaler Plattformen auf die Pflegequalität in ländlichen Räumen zu reduzieren, und zeigt den Rahmen auf, in dem sich Entwicklungen vollziehen könnten. Es werden zum einen Wege aufgezeigt, die Entwicklung im positiven Sinne zu gestalten, und zum anderen Möglichkeiten dargestellt, Barrieren zu vermeiden und Fehlentwicklungen entgegenzuwirken. Das mit der Implementierung digitaler Plattformen verbundene Optimierungspotenzial im Best- Case-Szenario liegt insbesondere in der Vernetzung einzelner Akteure und den von ihnen anhängenden Systemen und Organisationen. Auch eine Effizienzsteigerung in den Prozessen ist denkbar. Im Worst-Case-Szenario könnte die Gefahr der Monopolbildung sowie die Möglichkeit des Ausschlusses von Menschen mit Pflegebedürftigkeit beispielsweise durch fehlende digitale Zugänge bestehen. Die Erstellung von Szenarien zum Einfluss digitaler Plattformen im Kontext von Pflegequalität und ländlichen Räumen kann aufgrund der Komplexität und der hohen Innovationsbereitschaft von digitalen Entwicklungen herausfordernd sein. Kontextfaktoren wie spezifische gesetzliche Rahmung oder digitale Infrastruktur, aber auch Lerneffekte bei den Anwendenden müssen im weiteren Bewertungsprozess berücksichtigt werden. Die Auseinandersetzung mit den erstellten Szenarien ermöglicht die Diskussion von denkbaren Prozessen und bietet die Option, Vorbereitungen zu treffen und die Entwicklung von digitalen Plattformen bewusst zu lenken.Item Skalenprobleme. Eine Untersuchung von Praktiken der Vermittlung zwischen individueller und kollektiver Wirkebene im Kontext des Anthropozän-Konzepts(Universität Vechta, 2024-09-11) Hüpkes, Philip; Dürbeck, Gabriele Prof. Dr.; Doll, Martin Prof. Dr.; Rieckmann, Marco Prof. Dr.Das Anthropozän-Konzept setzt die menschliche Spezies als Kollektivsubjekt und Protagonistin in das semantische Zentrum einer ganzen geologischen Epoche. Es postuliert einen ‚menschlichen‘ – d.h. auf die menschliche ‚Spezies‘ bezogenen – Maßstab als Ausgangspunkt wissenschaftlicher Erklärungsansätze für geologische, biochemische und klimatische Veränderungsprozesse. Damit eröffnet das Anthropozän-Konzept eine systematische geo- und erdsystemwissenschaftliche Analyse der menschlichen Einwirkung auf unterschiedliche, miteinander zusammenhängende Teilsysteme und Phänomene des Erdsystems. Es wirft aber auch die Frage auf, in welcher Weise sich die abstrakte, nur vermittels epistemisch-technischer Verfahren zugängliche Wirkebene eines kollektiven Speziessubjekts zu der Wirk- und Erfahrungsebene von menschlichen Individuen verhält. Denn mit der Priorisierung auf die kumulierten Effekte menschlicher Handlungen richtet das Anthropozän-Konzept zugleich ein implizites Appell an jede und jeden Einzelnen, sich der eigenen Verantwortung vor der Folie immenser Größenordnungen bewusst zu werden. Damit rücken Fragen der Vorstellbarkeit, Intelligibilität und sinnlichen Erfahrbarkeit der kumulativen Wirkebene in den Vordergrund, und somit der Aspekt ihrer Vermittlung. Die Ausgangshypothese dieser Dissertationsschrift besagt, dass sich jeder Versuch der Vermittlung einem Problem stellen muss, dass sich als ‚Skalenproblem‘ fassen lässt. Die Involvierung der menschlichen Spezies in ‚anthropozäne‘ Phänomene lässt fundamental unterschiedliche Maßstäbe ineinander kollabieren: planetare Veränderungen, deren Beobachtung in den Kompetenzbereich erd- und geowissenschaftlicher Forschung fallen und die demnach erst vermittels technischer, medialer und epistemischer Verfahren erschließbar werden, halten Einzug in die Lebensrealität von Individuen, ebenso wie umgekehrt die Handlungen von Menschen Einfluss auf die Beschaffenheit und Funktionalität planetarer Prozesse nehmen. Der Begriff des Skalenproblems zielt darauf ab, die Ausprägungen und Effekte, die sich aus dem Aufeinanderprallen und Konvergieren scheinbar inkommensurabler Maßstäbe ergeben, als eine Herausforderung für die menschlichen Sinne und die Vorstellungskraft zu fassen. Das Ziel der Dissertationsschrift besteht darin, in der Untersuchung exemplarischer literarischer, ästhetisch-künstlerischer, epistemisch-wissenschaftlicher und technologischer Praktiken Skalenprobleme freizulegen und darin affirmativ gewendete Artikulationen der Rückkopplung großskaliger ‚anthropozäner‘ Phänomene an einen menschlichen Individualmaßstab zu identifizieren. Dabei wird darauf abgestellt, das Anthropozän affirmativ als ein an die sinnliche Wahrnehmung und Vorstellungskraft anschlussfähiges Konzept zu fassen – und folglich als eine Möglichkeit, das komplexe geo- und erdsystemwissenschaftliche Fundament der fachlichen Debatten über anthropogene Einflussfaktoren in einen Dialog mit kulturellen, politischen und öffentlichen Diskursen über Individualverantwortung in Anbetracht einer sich verändernden Welt zu bringen.Item Individual Behavior and Sustainability Transitions: Managing Uncertainty for Innovation and Resilience(Universität Vechta, 2024) Haensse, Luca; Lin-Hi, Nick, Prof. Dr.; Eisenkopf, Gerald, Prof. Dr.The pursuit of sustainability is tied to large-scale change processes or transitions occurring within societal, ecological, and technological spheres. Innovation and resilience-centered approaches have emerged as important frameworks for analyzing sustainability transitions. While research on sustainability transitions often places innovation and resilience in the context systemic change, there is less understanding of how individuals contribute to these change processes. This is despite the potential of individuals to act as facilitators or inhibitors of change. Given that sustainability transitions introduce significant uncertainty, examining how individuals experience and manage uncertainty can provide important insights into their engagement in sustainability transitions. The four articles comprising this dissertation underscore the importance of an uncertainty management perspective in understanding individual intentions and behaviors related to innovation and resilience. This research aims to inform both research and policy in developing individual-centered approaches toward sustainability.