Zusammenfassung:
Gewalt gegen Fachkräfte der Sozialen Arbeit ist leider keine Seltenheit. Dies war bereits in den 80er Jahren bekannt, als z.B. im englischsprachigen Fernsehsender BBC davon geredet wurde, dass in den drei Jahren von 1985 bis 1988 mehr Sozialarbeiter-innen während ihrer Berufstätigkeit getötet wurden, als Polizist-innen (vgl. Wolbold 2003:167) und auch heute erleben Fachkräfte der Sozialen Arbeit sehr häufig Gewalt. Dennoch wird dieses Thema selten in den Fokus genommen und es existiert in Deutschland kaum Literatur zu diesen Sachverhalten (vgl. ebd.), daher wird in dieser Arbeit häufig englischsprachige Literatur herangezogen. Diese Problematik hat sich auch in den letzten Jahren immer wieder herausgestellt, so sagte Trutz von Trotha bereits im Jahre 1997 „obwohl das Thema Gewalt eine Fülle sozialwissenschaftlicher Literatur hervorgerufen hat, ist der Stand der Gewaltforschung ungenügend“ (Von Trotha 1997: 9). Des Weiteren ist „die Soziologie der Gewalt eine Soziologie der Ursachen, aber keine Soziologie der Gewalt“ (ebd.). Um sich dem Thema nähern zu können, bezieht sich diese Arbeit auf die Definition der Gewalt, bei der „das Vorhandensein einer vorsätzlichen physischen und/ oder psychischen Schädigung anderer Personen bzw. einer Schädigung der Sachen dieser Person“ (Melzer/ Schubarth 2015: 23), als Gewalt bezeichnet wird. Im vergangenen Semester wurde in einem Forschungsprojekt das Thema Gewalt gegen Fachkräfte der Sozialen Arbeit bearbeitet. In der Auswertung wurde deutlich, dass in dem Handlungsfeld der stationären Kinder- und Jugendhilfe das Vorhandensein von Gewalt-Präventionskonzepten oder Konzepten in Bezug auf Gewalt ausschlaggebend dafür sein kann, dass den Fachkräften Handlungsspielräume und -alternativen in gewalttätigen Situationen vorliegen und dies die Wahrscheinlichkeit zur Entstehung einer gewalttätigen Situation vermindert. Aus diesem Grund schließt sich die Masterarbeit den Ergebnissen des Forschungsprojektes an und befasst sich mit der Frage: „Welche Zusammenhänge werden deutlich zwischen dem Vorhandensein von Präventionskonzepten und Konzepten in Bezug auf Gewalt und der Gewaltausübung von Klient-innen an Fachkräften in stationären Wohngruppen der Kinder- und Jugendhilfe und wie ist der Sicherheitsaspekt mit dem Vorhandensein und der Nutzung dieser Konzepte verknüpft?“. Die Thematik der Gewalt gegen Fachkräfte der Sozialen Arbeit wurde, wie bereits angedeutet, vor allem auf internationaler Ebene in den Blick genommen, auf nationaler Ebene stellt sie jedoch ein Thema dar, das zwar in den Medien herangezogen, als relevantes Thema in der Forschung jedoch missachtet wird. Während die berufsbezogene Gewalt im allgemeinen, sowie die Gewalt von Klient-innen in anderen Handlungsfeldern (z.B. im Schulwesen) bereits aufgegriffen wurde, fällt die der Sozialen Arbeit eher „unter den Tisch“. Infolgedessen gibt es auch bisher keine speziellen Studien zur Gewaltprävention in der Sozialen Arbeit. Die Forschungslücke wird an diesem daher bereits auf mehreren Ebenen deutlich. Die Forschungsfrage dieser Arbeit kann aufgrund der eher geringen Ergebnisse der bisherigen Studien zunächst kaum beantwortet werden, daher werden mit Hilfe einer qualitativen Datenerhebung zusätzliche Ergebnisse herangezogen, um sich dem Versuch zur Beantwortung dieser relevanten Frage zu nähern. Dabei erfolgt die Annäherung an das Thema auf theoretischer und empirischer Ebene und verfolgt das Ziel anhand der hypothesenerkundenden Untersuchung in Form eines Expert-inneninterview neue Ergebnisse darstellen zu können, um zudem zukunftsorientierte, wissenschaftliche Hypothesen erstellen zu können.