Im Zuge einer stetig wachsenden Weltbevölkerung kommt der Produktion von Lebensmitteln eine immer größere Bedeutung zu. So rückt die Agrar- und Ernährungswirtschaft zunehmend in den Fokus gesamtgesellschaftlicher Betrachtungen wie auch wissenschaftlicher Forschung. Insbesondere agrarische Intensivgebiete nehmen eine herausgehobene Stellung ein, wenn es um eine dauerhafte Versorgung der (Welt-)Bevölkerung mit Nahrungsmitteln geht. Stellvertretend für eine gesamte, weltweite Industrie wird in der vorliegenden Arbeit der Nordwesten Deutschlands - und insbesondere die Regionen ‚Weser-Ems‘ (Niedersachsen) und ‚Westfalen-Lippe‘ (Nordrhein-Westfalen) - als Standorte intensiver Nutztierhaltung (hier: Produktion von Schweinefleisch) mit globalem Absatzmarkt untersucht. Neben den Fragen nach räumlicher Organisation und politischen Steuerungsmöglichkeiten steht insbesondere die Frage der Machtverteilung im Produktionsnetzwerk im Vordergrund der Untersuchung. In der vorliegenden Arbeit wird Macht als relationales Konstrukt verstanden und es erfolgt eine umfassende Untersuchung von Machtkonstellationen im Produktionsnetzwerk Schwein für die obig genannte(n) Region(en) Nordwestdeutschlands. Der Machtbegriff selbst weist sehr heterogene Bedeutungen auf, die ihm je nach Kontext und Verwendungszweck zugeschrieben werden. Darüber hinaus ist er zentrales Thema für die Analyse von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenhängen.
Die Dekonstruktion des Machtbegriffs erfolgt vor dem Hintergrund, dass sich in den letzten Jahrzehnten ein beachtlicher Literaturkorpus entwickelt hat, der sich - nicht zuletzt getrieben durch die zunehmende Vernetzung im Zeitalter der Globalisierung - Ketten- und Netzwerkansätzen bedient, um zu evaluieren, wie globale Produktion unter Annahme unterschiedlicher Machtkonstellationen gesteuert wird. Netzwerk- und auch Kettenansätze sind insbesondere im globalen Kontext mit Macht oder gar Machtgefällen durchzogen. Daher empfiehlt es sich geradezu, den Machtbegriff in einen räumlichen Kontext zu übertragen, was in der vorliegenden Arbeit mittels eines relationalen Ansatzes erfolgt und selbige somit in einen explizit wirtschaftsgeographischen Kontext stellt. Anspruch dieser Arbeit ist es, innerhalb dieses relational-dynamischen Gefüges die Machtstrukturen im Produktionsnetzwerk Schwein offenzulegen und gleichzeitig zu analysieren, wobei sämtliche direkt und indirekt an der Produktion beteiligte Akteure Berücksichtigung finden.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde ein qualitativer Forschungsansatz gewählt, indem die empirische Untersuchung auf 39 leitfadengestützte Experteninterviews zurückgreift.