Diese kumulativ angelegte Arbeit beschäftigt sich vor einem rassismustheoretischen Hintergrund mit Konstruktionen von Differenz in den Feldern Schule und Psychotherapie. Erkenntnisleitend ist die Fragestellung, wie, unter welchen Bedingungen und mit welchen Auswirkungen Differenz in Schule und Psychotherapie im Kontext von Migration hergestellt wird. Forschungsgegenstände sind narrative Identitätskonstruktionen im Feld Schule sowie textuelle Diskurse im Feld Psychotherapie. Mittels der Methoden der Intersektionalen Mehrebenenanalyse und der Wissenssoziologischen Diskursanalyse werden für beide Felder empirische Facetten von Rassismus herausgearbeitet, die sich sowohl in situativen Selbstbeschreibungen manifestieren, als auch auf der Ebene fachspezifischer Diskurse ›Inter- und Transkultureller Psychotherapie‹. Zentrale Ergebnisse sind dabei: (1.) die Nutzung unterschiedlicher Kategorien für rassistische Unterscheidungen (z.B. Religion, Sprache und/oder ›Kultur‹), die sich in beiden Feldern mit weiteren Kategorien wie Geschlecht und Generation verschränken, (2.) der Anschluss rassistischer Unterscheidungen an kontextspezifisch etablierte Kategorien (wie ›Fremdheit‹ oder ›Trauma‹ in der Psychotherapie bzw. Psychoanalyse) im Sinne einer Diskurskoalition und darüber Legitimation und Stabilisierung von Rassismus als Herrschaftsverhältnis, sowie (3.) die Bedeutung von Othering-Prozessen im Sinne der impliziten Konstruktion und Aufrechterhaltung von persönlichen wie kollektiven Selbstbildern über explizite Fremdpositionierungen. Diese werden im Kontext von Migration sowohl im pädagogischen Sprechen, in psychotherapeutischen Diskursen, als auch auf der Ebene der Erforschung von Rassismus relevant und machen eine kontinuierliche, psychoanalytisch informierte (Selbst-)Reflexion von pädagogisch und psychotherapeutisch praktisch wie forschend Tätigen notwendig.