Das Empfinden von Zugehörigkeit gilt als Grundbedürfnis des Menschen. Heimat- und
Wir-Gefühle erfüllen diesen Wunsch. In Verbindung mit Anderen zu sein und als Mitglied
einer Gemeinschaft anerkannt zu werden, hat eine identitätsstiftende Wirkung,
scheint den eigenen Wert und Lebenssinn zu bestätigen.
Aspekte von Fremdheit und Anderssein in der Biographie einer Person können die
Erfüllung dieses Grundbedürfnisses nach Zugehörigkeit jedoch in Frage stellen. Davon
in besonderem Maße betroffen sind sowohl Personen, die in irgendeiner Weise als
delinquent oder zumindest deviant in Erscheinung treten, als auch Personen, die aufgrund
von Zuwanderungserfahrungen von der Mehrheitsgesellschaft als anders und
fremd erlebt werden.
Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Perspektive junger Männer, die beide
Attribute erfüllen. Sie haben einen Migrationshintergrund und Delinquenzerfahrung und
werden zuweilen mit dem Etikett der Nicht-Zugehörigkeit oder in der heutigen Zeit gerne
auch mit dem Stempel nicht-integrierbar konfrontiert. Aufgrund des besonders ausgeprägten
Gemeinschaftssinns, der ländlichen Räumen eigen ist, wurde die Untersuchung
bewusst in einer solchen Region durchgeführt und geht u.a. der Frage nach, ob
und inwiefern sich die jungen Männer mit Migrationshintergrund in einer so stark geschlossenen
sozialen Umgebung zugehörig fühlen.
Die subjektive Wahrnehmung derjenigen nachvollziehbar zu machen, über die viel gesprochen
und denen von außen oftmals zugeschrieben wird, integrationsunwillig zu
sein, ist ein Ziel der Untersuchung. Mittels eines explorativen, qualitativen Methodendesigns,
das eine system-theoretisch fundierte Auswertung umfasst, wird dieses Ziel
verfolgt und so ein Einblick in die Perspektive junger Männer mit Migrationshintergrund
und Delinquenzerfahrung im ländlichen Raum gewonnen.